Autor: Johann Gottfried Seume
Seumes Leben war von Brüchen und Wendungen geprägt. Er begann ein Theologiestudium in Leipzig, das er jedoch abbrach. Auf dem Weg nach Paris wurde er von hessischen Soldaten zwangsrekrutiert und an England verkauft, um im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu kämpfen. Diese Erfahrung prägte ihn tief und führte zu einer kritischen Haltung gegenüber Krieg und politischer Willkür. Nach seiner Rückkehr aus Amerika arbeitete Seume als Hauslehrer und später als Lektor beim Verleger Georg Joachim Göschen in Leipzig.
Sein Hauptwerk, der „Spaziergang nach Syrakus“, erschien 1803 und erlangte große Popularität. In diesem Werk beschreibt Seume seine Reise von Leipzig nach Syrakus und zurück, die er größtenteils zu Fuß zurücklegte. Dabei schildert er nicht nur die Landschaften und Städte, die er durchquerte, sondern auch die Menschen, denen er begegnete, und die politischen und sozialen Verhältnisse, die er beobachtete. Seumes „Spaziergang“ ist ein Plädoyer für Freiheit, Toleranz und Humanität.
Neben dem „Spaziergang nach Syrakus“ verfasste Seume zahlreiche weitere Schriften, darunter Gedichte, Essays und seine Autobiographie „Mein Leben“. Seine Aphorismensammlung „Apokryphen“, die erst nach seinem Tod vollständig veröffentlicht wurde, enthält scharfe Kritik an den politischen Zuständen seiner Zeit. Seume war ein unabhängiger Denker und ein streitbarer Geist, der sich zeitlebens für die Rechte der Menschen einsetzte.
Johann Gottfried Seume starb am 13. Juni 1810 während eines Kuraufenthaltes in Teplitz. Sein Werk hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren und wird weiterhin gelesen und geschätzt. Seume gilt als einer der wichtigsten Reiseschriftsteller und Aufklärer des 18. Jahrhunderts.