Autor: Heinrich Christian Boie

Boie studierte zunächst Theologie in Jena, wechselte aber bald zur Rechtswissenschaft. Ab 1769 setzte er sein Studium in Göttingen fort, wo er sich vor allem seinen literarischen Interessen widmete. Dort gründete er 1770 zusammen mit Friedrich Wilhelm Gotter den „Göttinger Musenalmanach“, die erste Literaturzeitschrift Deutschlands. Ab 1771 war er alleiniger Herausgeber des Almanachs.
Der „Göttinger Musenalmanach“ entwickelte sich unter Boies Leitung zu einem wichtigen Forum der literarischen Bewegung des Sturm und Drang. Er förderte junge Talente wie Johann Wolfgang Goethe, Gottfried August Bürger, Ludwig Christoph Heinrich Hölty und Johann Heinrich Voß. Boie wurde zum Mentor des Göttinger Hainbunds, einer Gruppe naturverehrender Dichter. Neben seiner Tätigkeit als Herausgeber schrieb Boie auch eigene Gedichte und Verserzählungen, die vor allem im Musenalmanach veröffentlicht wurden.
1776 ging Boie als Stabssekretär nach Hannover. Ab 1781 hatte er das Amt eines Landvogtes in Süder-Dithmarschen inne und lebte wieder in Meldorf. Dort freundete er sich mit dem Arabienforscher Carsten Niebuhr an. Von 1776 bis 1788 war Boie, zunächst gemeinsam mit Christian Wilhelm von Dohm und später alleine, Herausgeber des „Deutschen Museums“ und von 1789 bis 1791 des „Neuen Deutschen Museums“.
Heinrich Christian Boie war zwei Mal verheiratet. Seine zweite Frau, Sarah von Hugo, heiratete er 1788. Boies Bedeutung liegt vor allem in seiner Rolle als Vermittler und Förderer junger Talente sowie als Herausgeber wichtiger literarischer Zeitschriften seiner Zeit. Obwohl sein eigenes dichterisches Werk von geringerer Bedeutung war, trug er maßgeblich zur Entwicklung der deutschen Literatur im ausgehenden 18. Jahrhundert bei.
