Autor: Hedwig Lachmann
Nach dem Examen arbeitete Lachmann als Hauslehrerin und Erzieherin. Sie zog 1882 nach England, 1885 nach Dresden und 1887 nach Budapest. In Budapest lernte sie Ungarisch und begann, ungarische Gedichte zu übersetzen. 1889 zog sie nach Berlin, wo sie neben ihrer Tätigkeit als Erzieherin und Sprachlehrerin auch zwei kranke Verwandte pflegte. Sie kam in Kontakt mit den Dichterkreisen von Friedrichshagen und Pankow.
Lachmann begann, eigene Gedichte zu schreiben und Lyrik aus dem Englischen, Französischen und Ungarischen ins Deutsche zu übersetzen. 1891 veröffentlichte sie ihre Übersetzungen „Ungarische Gedichte“ und „Ausgewählte Gedichte von Edgar Allan Poe“. Im Jahr 1892 lernte sie Richard Dehmel kennen, mit dem sie eine langjährige Freundschaft verband. 1899 begegnete sie Gustav Landauer, der ihr Lebensgefährte und späterer Ehemann wurde. Ihre Übersetzung von Oscar Wildes „Salome“ wurde 1900 in der Wiener Rundschau veröffentlicht und diente als Grundlage für Richard Strauss‘ gleichnamige Oper.
Im Jahr 1901 wanderte sie mit Gustav Landauer nach England aus. Sie heirateten im Mai 1903, nachdem Landauer sich von seiner ersten Frau scheiden ließ. Lachmann veröffentlichte 1905 eine Monographie über Oscar Wilde. Während des Ersten Weltkriegs wandte sie sich gegen den Krieg. Wegen der schlechten Ernährungslage in Berlin zog die Familie 1917 nach Krumbach.
Hedwig Lachmann starb am 21. Februar 1918 in Krumbach an einer Lungenentzündung, einer Folge der Spanischen Grippe. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Krumbach beigesetzt. Ein Jahr später veröffentlichte Gustav Landauer ihre „Gesammelten Gedichte“. Lachmann war bekannt für ihre sprachliche Begabung und ihre Fähigkeit, die Grenzen der Realität ins Überzeitliche zu erweitern. Sie war die Großmutter des amerikanischen Filmregisseurs Mike Nichols.