Autor: Gertrud Kolmar
Kolmars Werk zeichnet sich durch eine eindringliche und visionäre Kraft aus. Zu ihren Lebzeiten wurde jedoch nur wenig davon veröffentlicht, und sie blieb lange nach dem Krieg relativ unbekannt. Ihre Gedichte thematisieren vielfältige Aspekte weiblicher Identität, Natur und Tiere als Gegenpole zur zerstörerischen Zivilisation sowie das Leiden des jüdischen Volkes. Sie ließ sich von französischen Symbolisten wie Charles Baudelaire inspirieren und setzte sich in ihren Werken mit Themen wie Mutterschaft, Identität, Krieg und Antisemitismus auseinander.
Nach dem Besuch einer höheren Schule arbeitete Kolmar als Erzieherin in Berlin und Hamburg. Ab 1928 lebte sie wieder im Elternhaus. Während des Dritten Reichs schrieb sie weiter, und 1938 erschien ihr dritter Gedichtband in einem jüdischen Verlag. Kolmar musste Zwangsarbeit leisten und wurde am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Kolmar gilt heute als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Werke wurden nach dem Krieg von ihrer Schwester und ihrem Schwager gerettet. Kritiker bezeichnen sie als eine der wichtigsten Dichterinnen der deutschen Literatur und als die bedeutendste jüdische Lyrikerin überhaupt.
Einige ihrer Werke befinden sich im Gertrud-Kolmar-Archiv in Marbach, Deutschland. In Chicago wurde im September 2022 der Gertrud Kolmar Park als Denkmal für ihre Beiträge zur Dichtung und ihre Darstellung jüdischer Erfahrungen während des Holocaust eingeweiht.