Autor: Ernst Wilhelm Lotz

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Ernst Wilhelm Lotz, geboren am 6. Februar 1890 in Kulm an der Weichsel, Westpreußen, war ein deutscher Lyriker des Expressionismus. Er gehört zu jener Gruppe junger Dichter und Künstler, die zu Beginn des Ersten Weltkriegs ihr Leben ließen. Sein Werk wird oft als Spiegelbild der Epoche der Leere und Scheinsicherheit gesehen, in die er hineingeboren wurde. Lotz spürte das nahende Ende dieser Ära und thematisierte in seinen Werken die idealistischen und revolutionären Sehnsüchte nach einer gewaltigen Explosion, die einen neuen, freien Menschen hervorbringen sollte.

Lotz‘ Kindheit war geprägt von den verschiedenen Stationen seines Vaters, der als Kadettenhausprofessor tätig war. Diese führten ihn durch verschiedene Orte wie Köslin, Karlsruhe, Wahlstatt und Plön. Seine Ausbildung zum Offizier begann 1906 an der Kadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde. 1907 wurde er zum Fähnrich im Infanterie-Regiment Nr. 143 in Straßburg befördert und kurz darauf zum Leutnant ernannt. Doch schon 1911, nach nur anderthalb Jahren, quittierte er den Dienst, um sich seinen künstlerischen Neigungen zu widmen.

In der Folgezeit versuchte sich Lotz in verschiedenen Berufen, darunter als Buchhändler und Kaufmann, bevor er sich endgültig der Schriftstellerei zuwandte. Er zog nach Berlin und fand dort Anschluss an die literarische Avantgarde, insbesondere durch die Freundschaften mit Kurt Hiller und Ernst Stadler. Seine Gedichte wurden in der expressionistischen Zeitschrift „Der Sturm“ veröffentlicht. Beeinflusst von Dichtern wie Verlaine, Rimbaud, Dauthendey, Ewers und Stefan George, entwickelte Lotz einen vitalistischen und exotischen Stil, der den Ausbruch aus den bürgerlichen Normen der wilhelminischen Zeit zum Ziel hatte.

Sein bekanntestes Gedicht, „Aufbruch der Jugend“, das 1913 entstand, zeichnet sich durch aktivistischen Revolutionspathos aus, ohne dabei eine konkrete politische Richtung vorzugeben. Im selben Jahr veröffentlichte er seine erste Lyriksammlung „Und schöne Raubtierflecken“. Im Frühjahr 1914 verbrachte er Zeit mit Ludwig Meidner in Dresden, wo sie gemeinsam ein Wohnatelier bezogen. Kurz darauf heiratete er Henny Romeycke.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Lotz freiwillig zum Heer und wurde wieder in Straßburg in sein früheres Regiment eingestellt. Am 26. September 1914 fiel Ernst Wilhelm Lotz als Kompanieführer bei einem Angriff in einem französischen Schützengraben nahe Bouconville. Zwei Jahre nach seinem Tod gab seine Witwe eine Sammlung seiner Gedichte unter dem Titel „Wolkenüberflaggt“ heraus. Sein Werk, obwohl fragmentarisch, zeugt von einem großen dichterischen Talent und einem tiefen Verständnis für die Umbrüche seiner Zeit.


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