Autor: Elisabeth Kulmann
Elisabeth zeigte schon früh eine außergewöhnliche Sprachbegabung. Sie wuchs mehrsprachig auf und sprach und las bereits mit sechs Jahren fließend Russisch und Deutsch. Durch den Unterricht eines Freundes der Familie, Karl Friedrich von Großheinrich, lernte sie weitere Fremdsprachen. Bis zu ihrem 15. Lebensjahr beherrschte sie fließend Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Neugriechisch. Darüber hinaus verstand sie Latein, Altgriechisch und Kirchenslawisch.
Bereits mit elf Jahren begann Kulmann eigene Dichtungen zu verfassen, zunächst auf Deutsch, später auch auf Russisch und Italienisch. Sie betätigte sich auch als Übersetzerin und übertrug beispielsweise Werke des altgriechischen Lyrikers Anakreon in acht Sprachen und Alfieris Saul ins Russische. Karl Friedrich von Großheinrich schickte einige ihrer Dichtungen an Goethe und Jean Paul, die ihre Werke lobten. Goethe prophezeite ihr eine bedeutende Rolle in der Literatur, unabhängig davon, in welcher Sprache sie schreiben würde.
Im November 1824 wurde Sankt Petersburg von einer verheerenden Überschwemmung heimgesucht, in deren Folge Elisabeth Kulmann schwer erkrankte. Trotz ihrer Krankheit setzte sie ihre Arbeit an Übersetzungen und Dichtungen fort. Robert Schumann vertonte später einige ihrer Gedichte und widmete ihr den Liederzyklus Op. 104 mit dem Titel „Sieben Lieder von Elisabeth Kulmann zur Erinnerung an die Dichterin“.
Elisabeth Kulmann starb im Alter von nur 17 Jahren am 1. Dezember 1825 in Sankt Petersburg. Trotz ihres kurzen Lebens hinterließ sie ein bemerkenswertes Werk und wurde als eine der bedeutendsten deutsch-russischen Dichterinnen ihrer Zeit angesehen.