Autor: Christoph Martin Wieland
Wielands literarische Karriere begann mit religiöser Dichtung, doch er wandte sich später einem skeptisch-ironischen Stil zu, der religiöse, ethische und philosophische Anschauungen aus der individuellen Psyche erklärte. Seine Romane „Die Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva“ (1764) und „Geschichte des Agathon“ (1766/67) revolutionierten das Genre im deutschsprachigen Raum. Er vereinte funkelnden Esprit mit sprachlicher Eleganz in seinen Verserzählungen wie „Musarion“ (1768). Wieland scheute sich nicht, auch sexuelle Bedürfnisse und Phantasien in die Suche nach Selbsterkenntnis einzubeziehen, was ihm Kritik einbrachte, aber seinen Erfolg nicht minderte.
Ein wichtiger Abschnitt in Wielands Leben war seine Zeit in Weimar, wohin er 1772 von Herzogin Anna Amalia berufen wurde, um ihre Söhne zu erziehen. In Weimar erreichte er als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber des „Teutschen Merkur“ den Höhepunkt seines Schaffens. Wieland spielte eine zentrale Rolle in der Weimarer Klassik und trug gemeinsam mit Goethe, Schiller und Herder zur Entwicklung eines literarischen und ästhetischen Ideals bei, das auf den Prinzipien der Aufklärung basierte.
Wieland war auch ein bedeutender Übersetzer und machte insbesondere Shakespeares Werke einem breiten deutschen Publikum zugänglich. Er übersetzte 22 Dramen von Shakespeare, wobei „Der Sturm“ 1761 in Biberach als erste deutsche Shakespeare-Aufführung auf die Bühne kam. Seine Übersetzungen trugen wesentlich zur Erweiterung des literarischen Horizonts in Deutschland bei.
Christoph Martin Wielands Werk umfasst eine Vielzahl von Romanen, Verserzählungen, Dramen und Übersetzungen. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben den bereits genannten „Der neue Amadis“ (1771), „Die Abderiten“ (1774) und „Oberon“ (1780). Wielands Schriften zeichnen sich durch ihren Witz, ihre Ironie und ihre philosophische Tiefe aus und haben die deutsche Literatur nachhaltig beeinflusst.