Splendeurs et misères des courtisanes
Aus der steilen, transparenten Nudel
Quillt ein Quantum Quitten-Quark empor,
Ballt sich, physisch, zum gewürzten Strudel,
Kreist: ein Duftballon aus einem Rohr.
Wann (und wo?) war Schweben delikater?
In der Spannung wird man blass, wie Chrom.
Lehr- und Schüler folgen dem Theater.
Doch der Stern genießt sich autonom.
Hohe Hirnkraft wallt zu diesem Gase.
Das bestülpt der sachlichste Adept
Das Gestirn mit einem Stengelglase,
Darin dottrig etwas Ei verebbt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Splendeurs et misères des courtisanes“ von Ferdinand Hardekopf – dessen Titel an Honoré de Balzacs Roman über das Glanzvolle und Elende im Leben von Kurtisanen erinnert – spielt mit grotesken und surrealen Bildern, die eine ironisch-distanzierte Perspektive auf Genuss, Wissenschaft und Ästhetik eröffnen. Bereits die ersten Zeilen entwerfen eine absurde Szenerie: Aus einer „transparenten Nudel“ quillt „Quitten-Quark“ hervor, der sich zum „gewürzten Strudel“ ballt – eine übersteigerte und zugleich komisch wirkende Beschreibung kulinarischer oder chemischer Vorgänge. Der „Duftballon“ verstärkt die surreale Wirkung und erinnert an alchemistische Experimente oder überhöhte Genusserfahrungen.
Das Gedicht beschreibt eine seltsam rituelle Handlung, die zwischen Wissenschaft und Kunstgenuss changiert. In der „Spannung“ des Geschehens werden die Beteiligten „blass, wie Chrom“, was eine Verfremdung der körperlichen Reaktion auf die Sinneseindrücke bedeutet. Während „Lehr- und Schüler“ dem „Theater“ folgen – womöglich ein Hinweis auf ein experimentelles Schauspiel oder einen inszenierten Vorgang –, bleibt der „Stern“, das Zentrum des Geschehens, „autonom“ und entzieht sich der rein äußeren Beobachtung.
Im Schlussquartett verbinden sich Technik und Geschmack erneut: „Hohe Hirnkraft“ fließt in das „Gas“, das nun wie ein Kunstprodukt erscheint, das von einem „sachlichsten Adepten“ mit einem „Stengelglas“ eingefangen wird. Das „dottrige Ei“, das in diesem Glas „verebbt“, wirkt wie ein finales Bild des Verfalls oder der Sublimierung eines einstigen Luxusartikels.
Hardekopf karikiert mit diesem Gedicht eine Welt der dekadenten Überfeinerung, in der sinnliche Genüsse, wissenschaftliche Neugier und absurde Experimente ineinander übergehen. Die Sprache pendelt zwischen wissenschaftlicher Nüchternheit und groteskem Humor, wodurch der Text wie eine Persiflage auf die Exzesse der Belle Époque und deren Faszination für das Artifizielle und Absonderliche wirkt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.