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Als er der Phillis einen Ring mit einem Totenkopf überreichte

Von

Erschrick nicht vor dem Liebeszeichen,
Es träget unser künftig Bild,
Vor dem nur die allein erbleichen,

Bei welchen die Vernunft nichts gilt.
Wie schickt sich aber Eis und Flammen?
Wie reimt sich Lieb und Tod zusammen?
Es schickt und reimt sich gar zu schön,
Denn beide sind von gleicher Stärke
Und spielen ihre Wunderwerke
Mit allen, die auf Erden gehn.

Ich gebe dir dies Pfand zur Lehre:
Das Gold bedeutet feste Treu,
Der Ring, daß uns die Zeit verehre,
Die Täubchen, wie vergnügt man sei;
Der Kopf erinnert dich des Lebens,
Im Grab ist aller Wunsch vergebens,
Drum lieb und lebe, weil man kann,
Wer weiß, wie bald wir wandern müssen!
Das Leben steckt im treuen Küssen,
Ach, fang den Augenblick noch an!

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Gedicht: Als er der Phillis einen Ring mit einem Totenkopf überreichte von Johann Christian Günther

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Als er der Phillis einen Ring mit einem Totenkopf überreichte“ von Johann Christian Günther verbindet auf kunstvolle Weise Liebe und Vergänglichkeit. Es thematisiert die enge Verknüpfung von Leben, Liebe und Tod und vermittelt dabei eine carpe-diem-Botschaft: das Leben und die Liebe sollen im Hier und Jetzt ausgekostet werden, da die Zeit begrenzt ist.

Der Ring mit dem Totenkopf als Liebesgeschenk ist ein ungewöhnliches Symbol. Der Totenkopf steht für die Sterblichkeit, doch wird er hier nicht als Schreckensbild, sondern als Mahnung verstanden. Die erste Strophe relativiert die mögliche Furcht vor diesem Zeichen und weist darauf hin, dass nur die „erbleichen“, bei denen „die Vernunft nichts gilt“. Die Verbindung von „Eis und Flammen“, von „Lieb und Tod“, wird als eine natürliche und sogar schöne Einheit dargestellt – beide Kräfte wirken gleich mächtig auf das menschliche Leben.

In der zweiten Strophe erläutert der Sprecher die Bedeutung des Rings: Das „Gold“ steht für die Treue, der „Ring“ für die Beständigkeit der Zeit, die „Täubchen“ für die Freude und Leichtigkeit der Liebe. Der Totenkopf hingegen mahnt an die Endlichkeit des Lebens. Diese Symbolik ruft dazu auf, das Leben nicht aufzuschieben, sondern die Liebe aktiv zu leben, solange es möglich ist.

Am Ende wird die Aufforderung klar: „Drum lieb und lebe, weil man kann“. Das Gedicht schließt mit einem leidenschaftlichen Appell, den Moment zu ergreifen und die Liebe zu genießen, bevor der Tod alles beendet. Günther verknüpft hier meisterhaft die Themen Memento mori und Carpe diem und schafft ein Gleichgewicht zwischen der Einsicht in die Vergänglichkeit und der bejahenden Feier des Lebens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.