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Zur Hochzeit einer Offiziersbraut

Von

Viel heit′re Worte wirst Du, heit′re Wünsche
Vernehmen zu dem freudevollen Tag.
Doch tiefer als der Lust gehört dem Ernst
Dies hohe Fest: es sei der Scherz der Menge,
Dem Dichter sei das ernste Wort vergönnt.

Beklagt hab′ ich bei manchem Brautfest schon
Die edle Myrthe, die geweihte Blume:
Denn wenn ich Braut und Bräutigam beschaute,
Empfand ich: ach, die Myrthe seh′ ich wohl,
Jedoch nicht heilgen Bund, der Myrthe werth.

Durch Deine dunkeln Locken wird sich gern,
Um Deine edle Stirn die Myrthe ranken.
Denn, ob ich selten Dir in′s Auge sah, –
Der Dichter schaut durch′s Auge tief in′s Herz,
Und klar hab′ ich von Anbeginn erkannt,
Daß edel und voll Anmuth, wie Dein Antlitz
Ein güt′ger Gott die Seele Dir gestaltet:
Dir ward die Weichheit und die Kraft nicht minder
Die voll des Weibes schwere Pflicht erheischt. –

Soldatenbraut: Du wirst der Kraft bedürfen!

Als ich zuerst am Arm des ritterlichen
Erkorenen Dich vor mir schreiten sah, –
– Ihr saht mich nicht, in junges Glück versunken –
Da freut′ ich herzlich mich des schönen Pars:
Denn Schönes schön verbunden schauen ist
Ein seltnes Labsal für des Künstlers Auge
Und herrlich zu der Myrthe paßt der Lorber.

Seither hab′ oft ich, herzlich Euer denkend,
Mir still gesagt: »dies Par wird glücklich werden: –
Durch eigne Schuld wird es sein Glück nie stören.
Doch furchtbar ist der Weltgeschichte Gang,
Und eisern tritt sie über Werth und Glück,
Tritt über Haupt und Herz der Menschen hin.«
Und Rührung faßte mich; ich mußte denken:
»Welch′ Bangen wird dies zarte Herz belasten,
Wann je aus ihrem Arm mit eh′rnem Schall
Den jungen Helden die Trompete ruft!« – –

Drum wünsch′ ich Dir – denn mir ward nicht gegeben,
Im Augenblick des Frohsinns aufzugeh′n:
Vorschauend muß ich stets das Künft′ge denken –
Drum wünsch ich Dir als Hochzeit-Angebinde:
Daß diesem deutschen Reich verbleibe Friede; –
Und muß es doch einst sein, muß aus der bangen
Umarmung los sich reißen der Husar, –
Heil trage bald ihn Dir das treue Roß
Zurück aus flammenflügligen Geschossen.
Dann streichle dankbar Du dem Roß den Bug
Und denk′ an diesen meinen Hochzeit-Wunsch.

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Gedicht: Zur Hochzeit einer Offiziersbraut von Felix Dahn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zur Hochzeit einer Offiziersbraut“ von Felix Dahn ist eine tiefgründige Gratulation, die über die üblichen Glückwünsche hinausgeht und eine Mischung aus Freude, Ernsthaftigkeit und Voraussicht darstellt. Der Dichter, als Zeuge der Braut, wählt statt der leichten, heiteren Worte der Menge einen tiefgründigeren Ansatz, der die zukünftigen Herausforderungen und die potenzielle Tragödie, die mit der Ehe einer Offiziersfrau verbunden sein können, berücksichtigt.

Die ersten Strophen des Gedichts loben die Braut und ihre Schönheit, sowohl äußerlich als auch innerlich. Der Dichter sieht in ihr Anmut, Stärke und die Fähigkeit, die Pflichten einer Ehefrau zu erfüllen. Er vergleicht sie mit der Myrthe, einem Symbol der Liebe und des Glücks, und deutet an, dass ihre Ehe, im Gegensatz zu vielen anderen, auf einer wahren, tiefen Verbindung basieren könnte. Er betont die Schönheit der Verbindung, wobei er das Paar als „schön verbunden“ sieht, was für den Künstler ein Labsal ist.

In den späteren Strophen wendet sich der Dichter den Sorgen zu, die mit der Rolle einer Offiziersfrau verbunden sind. Er blickt voraus auf die möglichen Konflikte, die das Leben mit einem Soldaten mit sich bringt, und auf die Gefahr, die mit Krieg und militärischem Dienst verbunden ist. Er drückt seine Sorge über die Ungewissheit aus, die diese Frau in Zukunft erwarten könnte, insbesondere wenn ihr Ehemann in den Krieg ziehen muss. Diese Vorhersage zeigt eine klare Erkenntnis der Unbeständigkeit und des potenziellen Verlusts, der im Leben einer Militärfrau oft vorhanden ist.

Im Wesentlichen ist Dahns Gedicht eine Gratulation, die mit einem Hauch von Wehmut und Vorsicht versehen ist. Anstelle von reinem Glückwünschen überwiegt die Betonung der Widerstandsfähigkeit, die die Braut in den kommenden Jahren benötigen wird. Er wünscht Frieden für das Reich, um die Notwendigkeit für ihren Mann, in den Krieg zu ziehen, zu vermeiden. Dies ist eine unkonventionelle Hochzeitsgabe, die die Realität der Umstände des Paares widerspiegelt und eine tiefe Wertschätzung für die Braut und ihre bevorstehende Reise zeigt. Die abschließenden Zeilen mit dem Wunsch der sicheren Rückkehr aus dem Krieg unterstreichen die emotionale Tiefe und die bleibende Besorgnis des Dichters.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.