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Über das Gebet

Von

Ach wie pfleg‘ ich mich zu freuen
über GOttes Wort!
herrlich pflegt mir zu verneuen
seine Treu mein Hort.
wann ich in der Schrifft will lesen
pflegt mein Hoffnung zu genesen
meint / sie sey im Port.

Das Gebet / des Himmels Leiter
ist der Hoffnung Grund;
GOttes Geist / ist des Bereiter;
JEsus / dessen Mund.
wann die Seuffzer aufwerts steigen
Trost und Hülff‘ herab sich neigen:
ach daß ichs empfund!

JEsus Namen / ist die Schalen:
GOttes Geist / die Glut
derer Feurig‘ Andacht Strahlen
hitzen unfern Muht
machen uns von GOtt entfangen
alles / was wir nur verlangen
auch das höchste Gut.

Moses hatte lang gekrieget
nicht durch kühne Werk;
Josua hat auch gesieget
nicht durch seine Stärk‘:
durchs Gebet / ists ihm gelungen
daß viel König‘ er bezwungen.
Dieses Bey spiel merk!

Hat Hiskias nicht erbetten
die Gesundheits-Gab
als er schier hätt sollen tretten
aus dem Bett‘ ins Grab?
ach ich wüst‘ ihr viel zu schreiben:
doch muß es anitzt verbleiben
weil nicht Zeit ich hab?

Ich will nur von neuem sagen
was ich selbst gesehn
meines Vettern Krankheits Plagen
musten stracks vergehn
als wir zu dem HErrn lieffen
um Gesundheit ihn anrieffen
ist es gleich geschehn.

Beten / ist mein Wehr und Waffen
drauff ich mich verlaß.
Alles kan ich mit verschaffen
wann ichs nur recht fass‘
alles Unglück überwinden
Wunder-Trost in Trübsal finden:
was ist über das?

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Über das Gebet von Catharina Regina von Greiffenberg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Über das Gebet“ von Catharina Regina von Greiffenberg ist eine Lobpreisung des Gebets als direkte Verbindung zwischen Mensch und Gott. Das lyrische Ich schildert die Freude, die es beim Lesen der Heiligen Schrift empfindet, und hebt hervor, dass das Gebet die Grundlage der Hoffnung ist. Die zentrale Vorstellung ist, dass das Gebet Trost, Hilfe und die Nähe Gottes bringt, wenn es aus aufrichtiger Andacht gesprochen wird.

Besonders eindrucksvoll ist die metaphorische Beschreibung des Gebets als „Himmels Leiter“ und als glühende Kraft, die durch den Geist Gottes entfacht wird. Die Erwähnung biblischer Figuren wie Moses, Josua und Hiskia dient als Beleg für die Wirksamkeit des Gebets. Diese Beispiele zeigen, dass nicht menschliche Stärke oder Taten, sondern allein das Vertrauen auf Gott zum Erfolg und zur Errettung führen.

Das persönliche Erleben des Gebets wird im letzten Abschnitt besonders betont: Die Heilung eines kranken Verwandten wird als unmittelbare Antwort Gottes auf das Gebet geschildert. Damit verstärkt sich die Kernaussage des Gedichts: Das Gebet ist eine mächtige Waffe gegen Leid und Not, es überwindet Unglück und spendet Trost. In diesem Sinne ist das Gedicht nicht nur eine Glaubensbekundung, sondern auch eine Ermutigung zum festen Vertrauen in die Kraft des Gebets.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.