Es senkt das ganze Blumenheer
Im Herbst sich in die Erde nieder,
Doch bei des Lenzes Wiederkehr
Erscheint viel herrlicher es wieder,
Es senket sich die Sonn‘ in’s Meer,
Stets wecken sie der Lerche Lieder;
Doch keiner, sinken wir in’s Grab,
Nimmt uns des Todes Ketten ab.
Die Natur und der Mensch
Mehr zu diesem Gedicht
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen
Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Natur und der Mensch“ von Elisabeth Kulmann ist eine melancholische Betrachtung über die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens im Kontrast zur zyklischen Wiederkehr der Natur. Es zeichnet ein Bild von Kreisläufen, die in der Natur eine Erneuerung mit sich bringen, während der Mensch dem Tod unentrinnbar unterliegt. Die Autorin nutzt dafür einfache, aber eindringliche Bilder und einen klaren, fast schon nüchternen Ton.
Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des Herbstes, in dem die Blumen „sich in die Erde nieder“ senken, nur um im Frühling „viel herrlicher“ wieder zu erscheinen. Ebenso sinkt die Sonne ins Meer, wird aber durch „der Lerche Lieder“ stets neu geweckt. Diese Beispiele aus der Natur stehen für den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, von Tod und Wiedergeburt, der sich in der Natur fortwährend wiederholt. Durch die Verwendung von Wörtern wie „senkt“ und „wieder“ wird der Kontrast zum menschlichen Schicksal besonders hervorgehoben.
Der entscheidende Unterschied zwischen Natur und Mensch wird in den letzten beiden Zeilen ausgedrückt: „Doch keiner, sinken wir in’s Grab, / Nimmt uns des Todes Ketten ab.“ Hier wird die Unvermeidbarkeit des Todes für den Menschen direkt angesprochen. Während die Natur in einem kontinuierlichen Zyklus lebt, ist das menschliche Leben endlich. Es gibt keine Wiedergeburt, keine Erlösung von den „Ketten“ des Todes, wie sie in der Natur selbstverständlich scheint. Diese Feststellung verleiht dem Gedicht seine tragische Tiefe.
Die Struktur des Gedichts, mit ihren klaren Reimen und der schlichten Sprache, unterstreicht die Einfachheit und Klarheit der Botschaft. Kulmann verzichtet auf übermäßigen Pathos und präsentiert ihre Beobachtungen mit einer gewissen Nüchternheit, was die Aussage umso eindringlicher macht. Die Gegenüberstellung von Natur und Mensch, von zyklischem Wandel und endlicher Existenz, ist ein zentrales Thema der Romantik, das hier auf eine subtile und dennoch ergreifende Weise behandelt wird. Das Gedicht erinnert an die Vergänglichkeit alles Irdischen und die unvermeidliche Konfrontation des Menschen mit dem Tod.
Weitere Informationen
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.