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Selige Sehnsucht

Von

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du, Schmetterling, verbrannt.

Und solang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

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Gedicht: Selige Sehnsucht von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Selige Sehnsucht“ von Johann Wolfgang von Goethe behandelt das Thema der inneren Wandlung und der mystischen Selbstaufgabe. Es beginnt mit der Aufforderung, das Gesagte nur den „Weisen“ mitzuteilen, da die „Menge“ tiefere Einsichten nicht versteht und verhöhnt. Im Zentrum steht die Idee einer existenziellen Sehnsucht, die den Menschen antreibt, sich aus seinem bisherigen Zustand zu lösen und eine höhere Daseinsform zu erreichen – symbolisiert durch den „Flammentod“.

Das Bild des Schmetterlings, der vom Licht angezogen wird und sich in der Flamme verzehrt, steht für dieses Streben nach Vollendung. Es verweist auf die Hingabe an eine größere, fast göttliche Wahrheit, die erst durch eine Transformation des Selbst möglich wird. Der Prozess der Verwandlung wird als unaufhaltsames Verlangen beschrieben, das aus der Dunkelheit in eine neue, erleuchtete Existenz führt.

Die letzte Strophe gipfelt in der berühmten Aufforderung „„Stirb und werde!““, die das Grundprinzip von Veränderung und Erneuerung ausdrückt. Wer nicht bereit ist, sich selbst zu überwinden und sich in einen neuen Zustand zu erheben, bleibt ein „trüber Gast auf der dunklen Erde“ – unfähig, das volle Potenzial seines Seins zu entfalten. Das Gedicht vermittelt somit eine tiefe Lebensphilosophie, die auf Wandel, Hingabe und die Überwindung des eigenen Ichs abzielt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.