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Nähe des Geliebten

Von

Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh‘ ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O, wärst du da!

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Gedicht: Nähe des Geliebten von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nähe des Geliebten“ von Johann Wolfgang von Goethe drückt in sanften, melodischen Versen die tiefe Sehnsucht des lyrischen Ichs nach einer geliebten Person aus. In jeder Naturerscheinung – sei es das Licht der Sonne, das Schimmern des Mondes oder das Rauschen der Wellen – spiegelt sich die Erinnerung an den Geliebten wider. Diese durchdringende Präsenz macht deutlich, dass die Liebe nicht an physische Nähe gebunden ist, sondern im Denken und Fühlen allgegenwärtig bleibt.

Besonders eindrücklich ist, wie die Natur als Medium der Erinnerung dient: Der Staub auf der Straße, das Rauschen des Wassers und die Stille des Waldes werden zu Sinnbildern für das innere Erleben des lyrischen Ichs. Selbst in der tiefen Nacht, in der Unsicherheit und Einsamkeit mitschwingen, bleibt das Bild des Geliebten erhalten. Die Natur wird so zum Spiegel der eigenen Empfindungen.

Die letzte Strophe fasst die zentrale Botschaft des Gedichts zusammen: Trotz räumlicher Trennung bleibt die Verbindung bestehen – die Liebe überwindet jede Distanz. Doch zugleich zeigt der Schlussvers die tiefe Melancholie dieser unerfüllten Sehnsucht: Die Sterne mögen zwar tröstend leuchten, doch das Herz des lyrischen Ichs ruft nach der tatsächlichen Gegenwart des Geliebten. Damit vereint das Gedicht eine romantische Vorstellung von Liebe mit einem zarten Hauch von Wehmut.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.