Das Gärtlein still vom Busch umhegt…
Das Gärtlein still vom Busch umhegt,
Das jeden Monat Rosen trägt,
Das gern den Gärtner in sich schließt,
Der es betaut, der es begießt,
Es lebe hoch!
Der Bergmann, stark und wohlgenährt,
Der ohne Licht zur Grube fährt,
Der immer wirkt und immer schafft,
Bis er erlahmt, bis er erschlafft,
Er lebe hoch.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Gärtlein still vom Busch umhegt…“ von Christoph Martin Wieland präsentiert eine Gegenüberstellung zweier Lebensbereiche, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten: das idyllische Gärtlein und der harte, entbehrungsreiche Alltag des Bergmanns. Die Wahl dieser Gegensätze deutet auf eine Reflexion über verschiedene Aspekte des Lebens und möglicherweise auf eine Bewertung der damit verbundenen Werte hin. Die Form des Gedichts, eine einfache, zweistrophige Strophe, mit jeweils fünf Versen, unterstreicht die Klarheit und Direktheit der Botschaft.
Die erste Strophe widmet sich dem Gärtlein. Die Beschreibung ist von Harmonie und Pflege geprägt. Die Zeilen „Das Gärtlein still vom Busch umhegt, / Das jeden Monat Rosen trägt“ evozieren Bilder von Schönheit, Beständigkeit und kontinuierlichem Wachstum. Die Metapher des Gärtners, der das Gärtlein „betaut, der es begießt,“ symbolisiert Fürsorge und Zuwendung. Die Wiederholung des „Es lebe hoch!“ am Ende der Strophe fungiert als Ausruf der Wertschätzung und des Lobes für dieses harmonische und fruchtbare Umfeld. Diese Strophe steht für ein Leben im Einklang mit der Natur, in dem Schönheit, Pflege und Genuss im Vordergrund stehen.
Die zweite Strophe kontrastiert diese idyllische Welt mit dem rauen Leben des Bergmanns. Der Bergmann wird als „stark und wohlgenährt“ beschrieben, Attribute, die seine körperliche Leistungsfähigkeit hervorheben. Die Zeilen „Der ohne Licht zur Grube fährt, / Der immer wirkt und immer schafft, / Bis er erlahmt, bis er erschlafft“ zeichnen ein Bild harter Arbeit und Entbehrung. Die Abwesenheit von Licht in der Grube deutet auf Dunkelheit, Gefahren und die Trennung von der äußeren Welt hin. Die unermüdliche Anstrengung und das letztendliche Erschlaffen des Bergmanns illustrieren die physische und psychische Belastung, die mit seiner Arbeit verbunden ist. Auch hier endet die Strophe mit dem Ausruf „Er lebe hoch,“ was ein Zeichen des Respekts und der Anerkennung für die Mühen des Bergmanns ist.
Durch diese Gegenüberstellung wirft Wieland die Frage auf, welche Art von Leben mehr Wertschätzung verdient. Während das Gärtlein für Schönheit und Genuss steht, repräsentiert der Bergmann Anstrengung und Pflichterfüllung. Die einfache, aber effektive Form des Gedichts lädt dazu ein, über die unterschiedlichen Lebenswege nachzudenken und die Wertigkeit von Arbeit, Anstrengung und Genuss zu reflektieren. Die beiden „Lebe hoch!“-Rufe am Ende jeder Strophe legen nahe, dass beide Lebensweisen, trotz ihrer Unterschiede, gleichermaßen wertgeschätzt werden sollten.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.