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Wir schreiten auf und ab

Von

Wir schreiten auf und ab im reichen flitter
Des buchenganges beinah bis zum tore
Und sehen aussen in dem feld vom gitter
Den mandelbaum zum zweitenmal im flore.

Wir suchen nach den schattenfreien bänken
Dort wo uns niemals fremde stimmen scheuchten –
In träumen unsre arme sich verschränken –
Wir laben uns am langen milden leuchten

Wir fühlen dankbar wie zu leisem brausen
Von wipfeln strahlenspuren auf uns tropfen
Und blicken nur und horchen wenn in pausen
Die reifen früchte an den boden klopfen.

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Gedicht: Wir schreiten auf und ab von Stefan George

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wir schreiten auf und ab“ von Stefan George beschreibt einen stillen, kontemplativen Spaziergang zweier Menschen durch eine von Natur und Licht erfüllte Landschaft. Die Szenerie ist von einem feinen Glanz durchzogen – der „reiche Flitter“ des Buchenganges und der Mandelbaum, der „zum zweiten Mal im Flore“ steht, vermitteln eine fast märchenhafte Atmosphäre. Die doppelte Blüte des Baumes kann dabei als Symbol für eine späte, unerwartete Schönheit oder als Hinweis auf wiederkehrende Momente des Glücks verstanden werden.

In der zweiten Strophe wird die Suche nach einem ungestörten Ort beschrieben, an dem die beiden sich ihrer Verbundenheit hingeben können. Die „schattenfreien Bänke“ und das „lange milde Leuchten“ deuten auf eine Zeit der Harmonie hin, in der das äußere Licht eine innere Wärme widerspiegelt. Die sich in Träumen verschränkenden Arme unterstreichen die intime, fast traumhafte Atmosphäre des Moments.

Die letzte Strophe intensiviert dieses Gefühl der Dankbarkeit und Achtsamkeit gegenüber der Natur. Das „leise Brausen“ der Wipfel, das Tropfen der Strahlen und das Klopfen der fallenden Früchte auf den Boden werden in einem meditativen Lauschen wahrgenommen. Die Welt erscheint wie in einen sanften, rhythmischen Fluss eingebettet, in dem Zeit und Raum zu verschwimmen scheinen. Das Gedicht zeichnet somit das Bild eines vollkommenen Einklangs zwischen Mensch und Natur – eines Moments stillen Glücks, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verschmelzen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.