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Traum und Tod
glanz und ruhm ! so erwacht unsre welt
Heldengleich bannen wir berg und belt
Jung und gross schaut der geist ohne vogt
Auf die flur auf die flut die umwogt.
Da am weg bricht ein schein fliegt ein bild
Und der rauscht mit der qual schüttelt wild.
Der gebot weint und sinnt beugt sich gern
‚Du mir heil du mir ruhm du mir stern‘
Dann der traum höchster stolz steigt empor
Er bezwingt kühn den Gott der ihn kor…
Bis ein ruf weit hinab uns verstösst
Uns so klein vor dem tod so entblösst !
All dies stürmt reisst und schlägt blitzt und brennt
Eh für uns spät am nacht-firmament
Sich vereint schimmerdn still licht-kleinod :
Glanz und ruhm rausch und qual traum und tod.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Traum und Tod“ von Stefan George thematisiert den Aufstieg und Fall des menschlichen Geistes, der zwischen Ruhm und Vergänglichkeit schwankt. Es beginnt mit einer euphorischen Schilderung einer heroischen Welt, in der der Mensch sich erhaben fühlt, Naturgewalten bezwingt und geistige Größe ohne Beschränkung entfaltet. Die Bilder von „Glanz und Ruhm“ sowie die Befreiung des Geistes verdeutlichen eine fast übermenschliche Größe und Macht.
Doch plötzlich erscheint eine Störung in dieser triumphalen Szenerie: Ein „Schein“ bricht am Weg, ein „Bild“ fliegt auf, und ein rauschendes, leidvolles Gefühl überkommt das lyrische Ich. Die Verse nehmen eine Wendung hin zur Erschütterung, Zweifel und Unterwerfung werden spürbar. Der zuvor so erhabene Geist beugt sich einer höheren Macht – möglicherweise einem idealisierten oder göttlichen Prinzip, das als „Stern“ angerufen wird. Dies deutet auf eine tiefere innere Zerrissenheit hin, in der Stolz und Demut, Aufstieg und Niederlage eng verwoben sind.
Die dritte Strophe zeigt den höchsten Moment der Überwindung, in dem der Traum des Stolzes sich noch einmal aufbäumt und sich sogar mit göttlicher Macht misst. Doch diese Hybris bleibt nicht ungestraft: Ein unerwarteter „Ruf“ schleudert das Ich in die Tiefe, wo es sich nackt und klein vor dem Tod wiederfindet. Die letzte Strophe fasst diesen dramatischen Zyklus zusammen: Das Chaos und die Widersprüche des Lebens – „Glanz und Ruhm“, „Rausch und Qual“, „Traum und Tod“ – vereinen sich schließlich in einem fernen, stillen „Licht-Kleinod“ am Firmament. Dies könnte als Sinnbild für eine höhere Ordnung oder ein überzeitliches Schicksal gedeutet werden, in dem alle Gegensätze aufgehoben sind.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.