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Frühling ohne Wiederkehr

Von

Lieblich ist des Lenzes erstes Lächeln,
Wenn in Blütenbäumen laue Luft sich wieget,
Und des Baches eisbefreite Welle
Nicht mehr stockend, durch die Fluren rinnt.

Dann ermuntern sich zu neuem Leben
Die verblichnen Wiesen aus dem Winterschlafe,
Und das Gras wacht auf, und decket träumend
Wiederum den Schoß der Mutter Erde.

Und die Blumen öffnen ihre Kelche –
Alle die im späten Herbste starben
Richten sich aus ihrem dunklen Grabe
Neu empor im Glanz der Auferstehung.

O Natur – wie milde gibst Du wieder
Was Dein feierlicher Gang zertöret.
Fest im stillen, ewig gleichen Kreislauf,
Folgt auf Deinen Ernst ein mildes Lächeln.

Nicht Vernichtung, nur ein leiser Schlummer
Hält des Frühlings holde Lust gefangen;
Bald, bekränzt mit Veilchen, kehrt er wieder
Süß umhallt von Nachtigallentönen.

Doch wann kehrt der Liebe Frühling wieder?
Ach, verscheucht hat ihn die Nacht der Trennung
Und der Winterschauer einer ew′gen Ferne
Tötet rauh das zarte Grün der Hoffnung.

Des Beisammenlebens Stundenblumen
Starben hin im Seufzerhauch des Abschieds.
Kummervoll benetzt von heissen Tränen,
Sind der Freude Rosen längst verblichen.

Keine Sonne wird sie neu erwecken –
Keines Wiedersehens goldner Schimmer
Winkt des Glückes lichterfüllte Tage
Aus dem Grabe der Vergangenheit hervor.

Traurig zieht der Jahreszeiten Wechsel
Meinem still umwölkten Blick vorüber.
Ach es folgt der Frühling auf den Winter,
Aber nimmer kehrt der Liebe Frühling wieder!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Frühling ohne Wiederkehr von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Frühling ohne Wiederkehr“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine melancholische Betrachtung über die Vergänglichkeit der Liebe und den Kontrast zum natürlichen Kreislauf der Jahreszeiten. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des Frühlings, der Natur, die nach dem Winter wieder zum Leben erwacht. Die Autorin beschreibt die lieblichen Bilder des Frühlings, von blühenden Bäumen und dem Fluss, der wieder frei fließt, bis hin zum Erwachen der Wiesen und Blumen. Diese lebendigen und erfreulichen Bilder der Natur dienen als Kontrast zu der anschließenden Klage über den Verlust der Liebe.

Der zweite Teil des Gedichts wendet sich der menschlichen Erfahrung zu und vergleicht den Frühling der Natur mit dem Frühling der Liebe. Während die Natur sich immer wieder erneuert und aus dem Tod neues Leben hervorbringt, ist der Frühling der Liebe einmal vergangen und kehrt nicht wieder. Die Autorin beschreibt die Trennung, den Abschied und die Hoffnungslosigkeit, die mit dem Verlust der Liebe verbunden sind. Die „Nacht der Trennung“ und der „Winterschauer einer ew’gen Ferne“ töten die Hoffnung, und die „Stundenblumen des Beisammenseins“ verwelken, ohne Aussicht auf Wiedergeburt.

Die Metaphern von Tod und Wiedergeburt, die im ersten Teil auf die Natur angewendet werden, werden im zweiten Teil auf die Liebe übertragen, jedoch mit umgekehrter Bedeutung. Während die Natur einen ewigen Kreislauf des Lebens erfährt, ist die Liebe, einmal verloren, unwiederbringlich verschwunden. Die „Freudenrosen“ sind verblichen, und keine Sonne, kein goldener Schimmer der Wiedervereinigung kann sie jemals wieder zum Blühen bringen. Dies unterstreicht die Vergänglichkeit menschlichen Glücks im Vergleich zur ewigen Erneuerung der Natur.

Der Kontrast zwischen dem natürlichen Kreislauf und der menschlichen Erfahrung wird durch die Wiederholung des Themas des Frühlings verstärkt. Die Jahreszeiten ziehen traurig vorüber, wobei der Frühling immer wiederkehrt, aber der „Frühling der Liebe“ niemals. Dieses wiederholte Scheitern des Frühlings der Liebe, sich in der menschlichen Erfahrung zu wiederholen, unterstreicht die Tiefe der Trauer und die Unversöhnlichkeit des Liebesverlustes. Das Gedicht gipfelt in der resignierten Feststellung, dass der Frühling der Liebe, im Gegensatz zur Natur, ein für allemal vergangen ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.