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Hoffnung

Von

Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß
doch
Frühling werden.

Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.

Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll‘ auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß
doch
Frühling werden.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Hoffnung von Emmanuel Geibel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hoffnung“ von Emmanuel Geibel ist ein optimistisches Naturgedicht, das die Gewissheit vermittelt, dass nach schweren Zeiten stets bessere Tage folgen. Die Jahreszeiten dienen dabei als Symbol für das menschliche Leben: Der harte Winter steht für Krisen, Leiden oder düstere Phasen, doch der Frühling als Sinnbild der Erneuerung und Freude kehrt unweigerlich zurück.

Geibel arbeitet mit einem eindringlichen Kontrast zwischen Winter und Frühling. Der Winter wird als bedrohlich beschrieben – mit „trotzigen Gebärden“, „Eis und Schnee“ sowie dichten Nebeln, die das Licht der Sonne verbergen. Doch die Naturgesetze stehen auf der Seite des Frühlings: Die Sonne wird sich durchsetzen, der Frühling wird „über Nacht“ kommen und das Leben zurückbringen. Diese unumstößliche Hoffnung wird in der feierlichen Bildlichkeit des erwachenden Frühlings verstärkt – die Erde lacht in den Himmel, schmückt sich mit Blumen und lässt klare Quellen fließen.

Die letzten Strophen weiten den Naturzyklus auf das menschliche Leben aus. Die Mahnung „Drum still!“ fordert zur Geduld auf, denn das Leiden wird nicht ewig währen. Die letzte Strophe verleiht der Hoffnung eine spirituelle Dimension: Selbst wenn Angst und Verzweiflung den Menschen bedrücken, bleibt der Glaube an eine höhere Ordnung – „Es muß doch Frühling werden.“ Geibels Gedicht ermutigt somit zu Zuversicht und Vertrauen, dass jede Dunkelheit einmal weicht und das Licht stets zurückkehrt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.