Ach HERR! eröffne mein Verständniß!
Ach gieb mir Weisheit und Erkäntniß /
Der Dinge Wesen zu betrachten /
Und in denselben dich zu achten /
Weil alles / Dich zu ehren/lehrt.
Nicht nur der Himmel Raum / nicht nur der Sonnenschein /
Ein Stäubchen / ist bewunderns wehrt.
Ach Herr!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ach Herr!“ von Barthold Hinrich Brockes ist ein Gebet, das die Bitte nach Erkenntnis und Gottesfurcht in den Mittelpunkt stellt. Es handelt sich um ein kurzes, aber intensives Bekenntnis des Wunsches nach geistiger Erleuchtung und der Fähigkeit, die göttliche Präsenz in der Welt zu erkennen. Die ersten beiden Zeilen sind ein direkter Appell an Gott, der um die Öffnung des Verstandes und die Gabe von Weisheit und Erkenntnis bittet.
Die zentralen Verse des Gedichts beschreiben den Zweck dieser Erkenntnis. Der Sprecher möchte das Wesen der Dinge verstehen und in ihnen Gott erkennen. Dies deutet auf eine pantheistische oder panentheistische Sichtweise hin, in der Gott nicht nur außerhalb der Welt existiert, sondern in allen Dingen gegenwärtig ist. Die Zeile „Weil alles / Dich zu ehren/lehrt“ unterstreicht diesen Gedanken, indem sie betont, dass die gesamte Schöpfung – vom kleinsten Staubkorn bis zum größten Himmelskörper – dazu dient, Gott zu ehren und seine Herrlichkeit zu offenbaren.
Die letzten Zeilen des Gedichts veranschaulichen diesen umfassenden Ansatz. Der Dichter stellt fest, dass nicht nur die großen und erhabenen Elemente der Natur, wie der Himmel und das Sonnenlicht, Gottes Ehre widerspiegeln, sondern dass sogar ein „Stäubchen“ bewundernswert ist. Diese Betonung des scheinbar Unbedeutenden verstärkt die Idee, dass Gott in allem gegenwärtig ist und dass jedes Detail der Schöpfung seinen Wert und seine Bedeutung hat. Der Text drückt somit eine tiefe Ehrfurcht vor der Schöpfung und dem Schöpfer aus.
Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck tiefer Frömmigkeit und des Wunsches nach einem tieferen Verständnis der göttlichen Ordnung. Es spiegelt die barocke Neigung wider, die Welt mit Gottes Augen zu betrachten und in jedem Aspekt der Schöpfung Zeichen seiner Allgegenwart zu suchen. Die einfache Sprache und die direkte Ansprache an Gott machen das Gedicht zu einem eindringlichen Ausdruck von Demut, Glauben und der Sehnsucht nach spiritueller Erkenntnis.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.