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„La Belle Dame Sans Merci“

Von

Ich ringe immer nur mit harten Steinen.
Ich forme Züge von erstarrtem Leben,
die niemals lachen und die auch nicht weinen;
mit Mund und Augen, die mir nicht vergeben.

Wenn ich die Hände nach der Arbeit wasche,
den bittern Schweiß von meinem Antlitz bade,
nach einem Blick aus ihren Augen hasche,
dann fühle ich: Auch heute keine Gnade. –

Sie, die ich liebe, sieht streng vor sich nieder.
Den Mantel dehnt sie aus mit ihren Händen
und zieht ihn enger um die schmalen Glieder.
Sie biegt den Hals, um sich ganz abzuwenden.

Flucht in den Falten, Zürnen im Entfliehen,
rau schleift ihr Halstuch, eilig, wie durch Nesseln.
Ich will ihr nach. Ich will sie an mich ziehen,
doch schlägt mich ihr Unnahbares in Fesseln.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: „La Belle Dame Sans Merci“ von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „La Belle Dame Sans Merci“ von Elisabeth Fuhrmann-Paulsen thematisiert die unerreichbare, unbarmherzige Liebe, die das lyrische Ich in tiefe Verzweiflung stürzt. Der Titel verweist auf die gleichnamige Ballade von John Keats, in der eine geheimnisvolle, unnahbare Frau einen Ritter ins Unglück stürzt. Auch hier steht die unerwiderte Zuneigung im Zentrum, verstärkt durch die kühle Distanz der Geliebten.

Das Bild des Steineformens symbolisiert die vergebliche Mühe des lyrischen Ichs: Es versucht, Leben und Ausdruck in etwas Starres zu bringen, doch die erschaffenen Gesichter bleiben emotionslos und unversöhnlich. Diese Bildsprache spiegelt die innere Hoffnungslosigkeit wider – nichts Lebendiges erwidert den Blick, keine Wärme kommt zurück. Auch die Waschung nach der Arbeit bleibt ohne erlösende Wirkung; stattdessen fühlt das lyrische Ich erneut die Unbarmherzigkeit der geliebten Frau.

Die Geliebte wird als distanziert, abweisend und fast feindselig beschrieben. Ihre Bewegungen – das Niedersehen, das Verbergen im Mantel, das Abwenden – zeigen eine bewusste Flucht vor Nähe. Das Motiv der „Flucht in den Falten“ und das „Zürnen im Entfliehen“ verstärken den Eindruck einer unerreichbaren Schönheit, die nicht nur ablehnt, sondern aktiv Distanz schafft. Die körperliche Unmöglichkeit, sie zu fassen, wird zur emotionalen Fessel für das lyrische Ich.

Das Gedicht zeichnet somit ein düsteres Bild von Liebe als einseitiger, leidvoller Erfahrung. Die Geliebte bleibt unnahbar, während das lyrische Ich in seiner Sehnsucht gefangen ist. Die sprachlichen Bilder von Stein, Kälte und Fesseln unterstreichen die Unmöglichkeit einer Erfüllung und lassen die Liebe als schmerzvolle Ohnmacht erscheinen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.