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Die Trompete von Vionville

Von

Sie haben Tod und Verderben gespien:
Wir haben es nicht gelitten.
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien,
wir haben sie niedergeritten.

Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
tief die Lanzen und hoch die Fahnen,
so haben wir sie zusammengesprengt –
Kürassiere wir und Ulanen.

Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
wohl wichen sie unsern Hieben,
doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,
unser zweiter Mann ist geblieben.

Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
so lagen sie bleich auf dem Rasen,
in der Kraft, in der Jugend dahingerafft –
nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!

Und er nahm die Trompet, und er hauchte hinein;
da, – die mutig mit schmetterndem Grimme
uns geführt in den herrlichen Kampf hinein,
der Trompete versagte die Stimme.

Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz,
entquoll dem metallenen Munde;
eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz –
um die Toten klagte die wunde!

Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein,
um die Brüder, die heut gefallen –
um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
erhub sie gebrochenes Lallen.

Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann,
rundum die Wachtfeuer lohten;
die Rosse schnoben, der Regen rann –
und wir dachten der Toten, der Toten!

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Gedicht: Die Trompete von Vionville von Ferdinand Freiligrath

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Trompete von Vionville“ von Ferdinand Freiligrath schildert eine dramatische Kriegsszene aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Im Mittelpunkt steht ein blutiges Kavalleriegefecht, in dem deutsche Kürassiere und Ulanen eine feindliche Stellung angreifen und niederkämpfen. Der Ton des Gedichts ist zunächst voller Stolz und Kampfgeist, betont die Entschlossenheit und den Mut der Soldaten, doch bald schlägt die Stimmung in Trauer um.

Besonders eindringlich ist das Bild der zerstörten Trompete, die am Ende des Gefechts nicht mehr zum Sammeln blasen kann. Eine feindliche Kugel hat sie durchbohrt, und statt eines triumphalen Signals gibt sie nur ein klagendes Wimmern von sich. Die Trompete wird dabei zum Symbol für die gefallenen Kameraden und die Schrecken des Krieges – aus der einst siegessicheren Musik wird ein gebrochenes, schmerzerfülltes Lallen.

Das Gedicht endet in einer düsteren, nachdenklichen Atmosphäre. Die Nacht bricht herein, die Soldaten reiten weiter, während der Regen fällt und die Wachfeuer lodern. Doch ihre Gedanken bleiben bei den Toten, die in der Schlacht gefallen sind. Freiligrath zeigt hier nicht nur die kriegerische Entschlossenheit der Soldaten, sondern auch die bittere Realität des Krieges, in dem selbst der Sieg von Trauer überschattet wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.