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Reiselied

Von

So ruhig geh‘ ich meinen Pfad,
So still ist mir zu Mut;
Es dünkt mir jeder Weg gerad‘
Und jedes Wetter gut.

Wohin mein Weg mich führen mag,
Der Himmel ist mein Dach,
Die Sonne kommt mit jedem Tag,
Die Sterne halten Wach.

Und komm‘ ich spät und komm‘ ich früh
Ans Ziel, das mir gestellt:
Verlieren kann ich mich doch nie,
O Gott, aus Deiner Welt!

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Gedicht: Reiselied von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Reiselied“ von Joseph von Eichendorff beschreibt in schlichter und zuversichtlicher Sprache das vertrauensvolle Wandern des lyrischen Ichs durch die Welt. Es vermittelt eine tiefe Gelassenheit und Gottverbundenheit, die das Wandern zu mehr als nur einer äußeren Reise macht – es wird zu einem Sinnbild für das Leben selbst.

Das lyrische Ich empfindet jede Etappe des Weges als „gerad“ und jedes Wetter als „gut“. Diese Haltung steht im Einklang mit dem romantischen Ideal der Naturverbundenheit und des Schicksalsvertrauens. Das Bild vom „Himmel“ als „Dach“ und den „Sternen“, die „Wach“ halten, drückt eine Geborgenheit in der Welt aus, die selbst im Unbekannten Sicherheit schenkt.

In der letzten Strophe wird diese innere Ruhe durch den Glauben an Gott gestützt: Unabhängig davon, ob das Ziel „spät“ oder „früh“ erreicht wird, ist das lyrische Ich fest in der göttlichen Ordnung verankert. Das Gefühl, sich „nie“ verlieren zu können, betont die Gewissheit, dass alles Leben und Wandern innerhalb der größeren Ordnung Gottes geschieht.

Eichendorff verbindet hier das Motiv der romantischen Wanderung mit einer tiefen religiösen Zuversicht. Die Welt erscheint als sicherer Ort, in dem der Mensch geführt wird, solange er das Vertrauen in die göttliche Begleitung bewahrt. Das Gedicht ist ein poetisches Bekenntnis zu Demut, Einfachheit und stillem Gottvertrauen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.