Mir ist es gleich
Ich weiß, daß Deine Liebe
Verkäuflich ist;
Ich weiß, daß Dir der Reichste
Der Liebste ist;
Ich weiß, daß diese schäumenden Ekstasen
Erheuchelt sind,
Daß sie nur künstlich Deinen Leib durchrasen,
Mein bleiches Kind;
Ich weiß, daß dieses traumverlorne Flüstern,
Daß dieser liebesirre, heiße Blick
Ein wohlgeübtes und ein oft erprobtes
Komödienstück;
Und dennoch fühl‘ ich mich an Deinem Busen
Beglückt und reich;
Ob Wahrheit oder Lüge diese Liebe,
Mir ist es gleich!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mir ist es gleich“ von Felix Dörmann beschreibt eine ambivalente Haltung des lyrischen Ichs gegenüber einer käuflichen Liebe, die zwar als unecht und inszeniert erkannt wird, dennoch als tröstlich und beglückend empfunden wird. Dörmann thematisiert hier die Bereitschaft, sich bewusst in eine Illusion zu begeben, um dem Gefühl der Einsamkeit und inneren Leere zu entkommen.
Das lyrische Ich ist sich der Falschheit der Situation vollkommen bewusst: Es weiß um die „Verkäuflichkeit“ der Liebe, die Oberflächlichkeit der „Ekstasen“ und das einstudierte Spiel von Zärtlichkeit und Leidenschaft. Die Kälte und Berechnung der Geliebten sind ihm bekannt, doch das Wissen darum ändert nichts an der emotionalen Wirkung auf das Ich.
Der Kontrast zwischen der Erkenntnis der „Komödie“ und der dennoch empfundenen „Beglückung“ offenbart eine tiefe Resignation. Das lyrische Ich scheint sich der Täuschung fast freiwillig hinzugeben und nimmt selbst das Künstliche an, um zumindest für einen Moment ein Gefühl von Nähe und „Reichtum“ im emotionalen Sinne zu empfinden.
Mit dem abschließenden „Mir ist es gleich!“ vollzieht das Gedicht einen bewussten Bruch mit idealisierter Liebe und Authentizität. Dörmann zeigt hier eine Figur, die sich zwischen Zynismus und Sehnsucht bewegt – die bereit ist, auch in der Illusion noch Trost und Erfüllung zu suchen. So zeichnet das Gedicht ein Bild emotionaler Kompromissbereitschaft und innerer Erschöpfung in einer Welt, in der echte Liebe als unerreichbar erscheint.
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Lizenz und Verwendung
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