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Hermance

Von

Durch ihren Leib, den zarten, blutlos-bleichen,
Dämonen der Verwüstung lautlos schleichen.

Aus ihrem Aug‘, dem fieberhellen, blauen,
Der hastig heißen Wollust Gierden schauen.

Und ihre Hände, die so zärtlich kosen,
Sie duften süß und krank wie Tuberosen.

Und ihre Lippen, weiß und blumenkühl,
Sie küssen mir die meinen dürr und schwül.

Und scheu durch jeden Kuss die Frage bebt,
Ob ihr der nächsten Stunde Glück noch lebt.

Mir ist, als wäre sie für eine Nacht
Vom Tod erwacht.

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Gedicht: Hermance von Felix Dörmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hermance“ von Felix Dörmann beschreibt in einer Mischung aus Faszination und Unbehagen eine geheimnisvolle, fast überirdisch wirkende Frau. Die Darstellung oszilliert zwischen morbider Sinnlichkeit und der Ahnung von Vergänglichkeit und Tod. Dabei verbindet Dörmann typische Motive des Symbolismus und der Décadence: die Faszination für das Kranke, Kühle und Vergängliche.

Der Körper der Frau wirkt „zart“ und „blutlos-bleich“, ihr inneres Wesen wird als von „Dämonen der Verwüstung“ durchzogen beschrieben. Damit wird sie zur Projektionsfläche für eine düstere Erotik, die Zerstörung und Schönheit vereint. Auch das „fieberhelle“ Auge und die „Wollust Gierden“ in ihrem Blick verstärken diesen Eindruck von einer Figur, die zwischen Leben und Tod, zwischen Leidenschaft und Verfall schwebt.

Die Naturvergleiche – etwa die „Tuberosen“, die für ihren süßlich-schweren, fast betäubenden Duft bekannt sind – verstärken die Atmosphäre des Dekadenten. Ihre Küsse wirken „blumenkühl“ und entziehen dem lyrischen Ich Lebendigkeit, indem sie die Lippen „dürr und schwül“ zurücklassen. So wird die erotische Nähe als zugleich reizvoll und auszehrend beschrieben.

Der letzte Vers bringt die zentrale Ambivalenz auf den Punkt: Die Frau scheint wie eine Gestalt, „vom Tod erwacht“, nur für eine Nacht lebendig geworden. Damit wird Hermance zu einer Figur zwischen Diesseits und Jenseits, eine Art Todesbotin oder Femme fatale, die das lyrische Ich zugleich anzieht und verstört. Das Gedicht spiegelt damit eine typische Thematik der Décadence – die Verbindung von Schönheit, Eros und Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.