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Ereignis

Von

Hurra, zum ersten Mal:
Mutter, der Peter,
Hurra, da steht er!

Hält sich am Röckchen,
Hält sich am Stöckchen,
Grade wie’n Licht,
Fürchtet sich nicht.

Hurra, zum ersten Mal:
Mutter, der Peter,
Hurra, da geht er!
Guck, ganz alleinechen
Setzt er die Beinechen,
Aua, Geschrei –
Bautz – vorbei.

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Gedicht: Ereignis von Paula Dehmel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ereignis“ von Paula Dehmel schildert auf einfache und zugleich sehr ausdrucksvolle Weise einen bedeutenden Moment im Leben eines kleinen Kindes und der Mutter. Zu Beginn wird das „erste Mal“ des Kindes, das Stehen, als ein freudiges Ereignis gefeiert: „Mutter, der Peter, Hurra, da steht er!“ Das „Hurra“ und die Wiederholung betonen den Stolz und die Aufregung der Mutter über diesen ersten Erfolg des Kindes. Das Kind hält sich „am Röckchen“ und „am Stöckchen“, was auf die Unsicherheit und die Unterstützung hinweist, die das Kind braucht, um in dieser neuen Erfahrung zu bestehen. Gleichzeitig wird das Bild des „Lichts“ verwendet, um die Unbefangenheit und das Vertrauen des Kindes in diesen Moment zu verdeutlichen – es „fürchtet sich nicht“.

In der nächsten Strophe wird das Ereignis weitergeführt, diesmal mit dem ersten Schritt des Kindes. Der Ausdruck „ganz alleinechen“ zeigt die Freude und den Stolz der Mutter, aber auch die Verletzlichkeit und Unabhängigkeit des Kindes, das nun zum ersten Mal ohne Hilfe geht. Das „Aua, Geschrei“ signalisiert jedoch eine schnelle Wendung – das Kind fällt hin, was die Unvollkommenheit des Prozesses und die damit verbundenen kleinen Rückschläge verdeutlicht. Die Erwartung der Mutter, dass ihr Kind nun selbstständig ist, wird abrupt durch das „Bautz – vorbei“ gestoppt, ein schneller und dramatischer Moment, der den Sturz markiert und gleichzeitig die Vergänglichkeit der kindlichen Erfahrungen unterstreicht.

Die einfache und kindliche Sprache des Gedichts verstärkt die Unmittelbarkeit und Direktheit des Erlebens. Der Wechsel zwischen der Freude des „Hurra“ und dem plötzlich auftretenden „Aua“ vermittelt auf eindrucksvolle Weise die rasche Entwicklung des Kindes und die damit verbundene Mischung aus Erfolgen und Misserfolgen. Das Gedicht spiegelt die typischen Momente im Leben eines Kleinkindes wider, die von den ersten Erfolgen bis zu den kleinen Misserfolgen reichen, und betont, dass sowohl Freude als auch Schmerz zum Prozess des Wachsens gehören.

Das Gedicht lebt von seiner Schlichtheit und der direkten Darstellung eines universellen Ereignisses im Leben jedes Kindes. Es zeigt die elterliche Freude über die Fortschritte des Kindes, aber auch die Verletzlichkeit und Unbeholfenheit in den ersten Schritten des Lebens. Der abschließende Sturz des Kindes ist nicht nur ein physisches Ereignis, sondern symbolisiert auch die oft unvermeidlichen Rückschläge im Lernprozess und das Fortbestehen des Wachstums trotz dieser Herausforderungen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.