Kuckuckruf
Braune Blätter spülen auf dem Schlamme.
Aus den Schattenschluchten
Mondnachtaugen einer Hindin.
Scharlach, schwül, von kalten Schwämmen.
Zwischen schwarzen Wurzeldämmen
Eine blaue Erdgasflamme
Wankt
Und
Löscht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Kuckuckruf“ von Max Dauthendey zeichnet eine düstere und rätselhafte Naturvision, die eine geheimnisvolle Atmosphäre schafft. Die „braunen Blätter“, die „auf dem Schlamme spülen“, stellen eine Szene des Verfalls und der Vergänglichkeit dar. Sie symbolisieren den Übergang von Leben zu Tod, von Fruchtbarkeit zu Verfall, und fangen die Unruhe eines Jahreszeitenwechsels ein, der durch den herbstlichen Fall der Blätter geprägt ist. Der Schlamm, in dem die Blätter treiben, könnte dabei als Symbol für das Trübe und Unklarheit stehen, das das Leben durchzieht.
Die „Schattenschluchten“ und die „Mondnachtaugen einer Hindin“ vertiefen diese mystische Stimmung und bringen eine gewisse Mystik in die Szenerie. Die „Hindin“ steht hier möglicherweise als Symbol für eine verlorene oder verborgene Schönheit, deren Augen in der Dunkelheit der Nacht hervorscheinen. Diese Augen, die von „Mondnacht“ beleuchtet werden, wirken wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, das zugleich Orientierung und Verwirrung stiften kann. Der Mond, ein wiederkehrendes Symbol für das Unbewusste, mysteriöse und unerreichbare, intensiviert das Gefühl von Geheimnis und Entfremdung.
Das Bild von „scharlach, schwül, von kalten Schwämmen“ kombiniert mit den „schwarzen Wurzeldämmen“ fügt der Szenerie eine weitere Dimension hinzu: die Spannung zwischen Leben und Tod, zwischen Wärme und Kälte. „Scharlach“ und „schwül“ weisen auf eine intensivere, fast leidenschaftliche Komponente hin, während die „kalten Schwämme“ und die „schwarzen Wurzeldämme“ die Verfallenen und das Leben jenseits der Lebenskraft thematisieren. Diese Mischung aus Energie und Zerstörung bringt die Zerbrechlichkeit der Natur und des Lebens auf eine fast unheimliche Weise zum Ausdruck.
Der abschließende Vers, „Eine blaue Erdgasflamme wankt und löscht“, beendet das Gedicht auf einer kraftvollen und zugleich endgültigen Note. Die „blaue Erdgasflamme“, die für eine künstliche, unnatürliche Quelle von Licht steht, schwankt und erlischt, was einen Moment der Vergänglichkeit und des Untergangs markiert. Diese Flamme könnte als Symbol für die Unbeständigkeit menschlicher Bemühungen und die Begrenztheit menschlicher Schöpfung interpretiert werden – ein weiterer Hinweis auf die Vergänglichkeit und die letztlich vergebliche Suche nach Beständigkeit in einer sich wandelnden Welt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.