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Auf meinem Schatten kühl ich saß

Von

Auf meinem Schatten kühl ich saß
Und legte mein Gebein ins Gras,
Mein Auge stieg zum Grün und Blauen
Und tat aus Wolken Häuser bauen.
Und Menschen setzte ich hinein,
Schrieb Schicksale in Hände ein,
Und ließ die Menschen lachen, küssen,
Bis sie aus Wolken fallen müssen.

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Gedicht: Auf meinem Schatten kühl ich saß von Max Dauthendey

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf meinem Schatten kühl ich saß“ von Max Dauthendey thematisiert das schöpferische Spiel der Einbildungskraft und zugleich die Vergänglichkeit menschlicher Existenzen. Der Sprecher beschreibt, wie er in stiller Einkehr auf seinem eigenen Schatten im Gras ruht – eine Szene der Ruhe, des Rückzugs, aber auch der Selbstbeobachtung. Diese körperliche Ruhe steht im Kontrast zur geistigen Aktivität, die sich in der zweiten Hälfte des Gedichts entfaltet.

Aus dem „Grün und Blauen“, also der Natur und dem Himmel, formt das lyrische Ich eine eigene Welt: Es baut aus Wolken Häuser, bevölkert sie mit Menschen, schreibt ihnen Schicksale zu. Diese Zeilen zeigen die Macht der Vorstellungskraft, die fast göttlich erscheint. Das Ich übernimmt die Rolle eines Schöpfers, der Leben und Geschichten erfindet – eine poetische Reflexion über Kreativität und Fantasie.

Doch diese geschaffenen Welten sind ebenso vergänglich wie ihr Ursprung: Wolken. Die Menschen, die lachen und küssen, sind nicht von Dauer – sie „müssen“ aus den Wolken „fallen“. Diese plötzliche Wendung am Schluss verweist auf die Unvermeidlichkeit des Endes, auf das Abstürzen aus der Höhe des Glücks in die Realität oder in die Auflösung. Die Flüchtigkeit von Fantasie, Liebe und Leben wird mit wenigen Worten eindringlich spürbar gemacht.

Dauthendey gelingt es, mit einfacher Sprache eine vielschichtige Reflexion über das Verhältnis von Träumen und Wirklichkeit, von Schöpfung und Vergänglichkeit zu formulieren. Die Wolkenbilder symbolisieren nicht nur Fantasie, sondern auch das Unfassbare, das sich nicht festhalten lässt. So bleibt das Gedicht eine poetische Meditation über das flüchtige Glück und die kreative Kraft des Menschen – und deren unausweichliche Begrenzung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.