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Abend

Von

Schwarze Moose.
Erdgeruch in lauen Flocken.
Schmale dünne Silberblüten
Und Gesang von bleichen Glocken.

Welke Feuer löschen leise.
Nur ein Atmen warmer Flut.
Blühend schmelzen rote Meere,
Dunkle Sonnen saugen Blut.

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Gedicht: Abend von Max Dauthendey

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abend“ von Max Dauthendey vermittelt eine dichte, fast mystische Atmosphäre, die sich durch die kontrastierenden Bilder von Natur und Vergänglichkeit zieht. Der Beginn mit „Schwarze Moose“ und dem „Erdgeruch in lauen Flocken“ erzeugt eine erdige, schwere Stimmung, die den Übergang vom Tag zur Nacht thematisiert. Der Geruch der Erde und die Moosbedeckung vermitteln das Gefühl eines zurückgezogenen, intimen Moments, der die Sinne anspricht und gleichzeitig eine tiefe Ruhe ausstrahlt.

Die „schmalen dünnen Silberblüten“ und der „Gesang von bleichen Glocken“ vertiefen diese Atmosphäre, indem sie eine fast geisterhafte Qualität in die Szene einbringen. Die „bleichen Glocken“ könnten ein Symbol für den nahenden Tod oder das Ende des Tages darstellen, während die Blüten als fragile, vergängliche Schönheiten erscheinen. Der Gesang dieser Glocken könnte auf das leise Verlöschen des Tages hindeuten, das mit einer gewissen Melancholie und Leise einhergeht.

Im zweiten Teil des Gedichts wird das Bild des „welken Feuers“, das „leise“ gelöscht wird, weiter vertieft. Hier scheint es, als ob das Leben selbst in einem sanften, aber unaufhaltsamen Verfall begriffen ist. Die „warme Flut“ und das „Atmen“ schaffen eine mystische Verbindung von Natur und menschlicher Empfindung, als ob die Welt atmet und gleichzeitig in sich zusammenfällt. Die „roten Meere“, die „blühend schmelzen“, und die „dunklen Sonnen“, die „Blut saugen“, steigern die düstere Atmosphäre und symbolisieren das Ende des Lebenszyklus – ein Bild von Zerstörung und Neubeginn.

Das Gedicht nutzt starke Bilder von Vergänglichkeit und den Übergang von Tag zu Nacht, um eine Reflexion über den Zyklus des Lebens und die unausweichliche Veränderung zu bieten. Es ist eine poetische Auseinandersetzung mit dem Ende, das zugleich ein Neubeginn ist, und zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie Natur und Zeit in einem ewigen Fluss miteinander verbunden sind. Dauthendeys Bildsprache erzeugt eine tiefgründige, beinahe halluzinatorische Wirkung, die den Leser in den mystischen Raum des Abends führt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.