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Die Buche

Von

Die Buche sagt: Mein Walten bleibt das Laub.
Ich bin kein Baum mit sprechenden Gedanken,
Mein Ausdruck wird ein Ästeüberranken,
Ich bin das Laub, die Krone überm Staub.

Dem warmen Aufruf mag ich rasch vertraun,
Ich fang im Frühling selig an zu reden,
Ich wende mich in schlichter Art an jeden.
Du staunst, denn ich beginne rostigbraun!

Mein Waldgehaben zeigt sich sommerfroh.
Ich will, daß Nebel sich um Äste legen,
Ich mag das Naß, ich selber bin der Regen.
Die Hitze stirbt: ich grüne lichterloh!

Die Winterspflicht erfüll ich ernst und grau.
Doch schütt ich erst den Herbst aus meinem Wesen.
Er ist noch niemals ohne mich gewesen.
Da werd ich Teppich, sammetrote Au.

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Gedicht: Die Buche von Theodor Däubler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Buche“ von Theodor Däubler beschreibt die Buche als lebendige Naturerscheinung, die ihre Identität vor allem durch ihr Laub und dessen Wandel im Jahreslauf definiert. Die personifizierte Buche hebt hervor, dass ihr Ausdruck nicht in Gedanken oder Worten liegt, sondern in ihrer äußeren Erscheinung – insbesondere in der Form ihrer Äste und Blätter. Durch die wechselnden Farben und Zustände des Laubs spiegelt sie die Jahreszeiten wider und drückt ihre Existenz durch die natürliche Veränderung aus.

Der Verlauf des Gedichts folgt dem Zyklus der Jahreszeiten: Der Frühling bringt eine lebendige Sprachfähigkeit der Buche mit sich, die sich durch das zunächst rostigbraune, dann grünende Laub äußert. Im Sommer wird ihre Präsenz kraftvoller, sie nimmt Nebel und Regen an, als ob sie sich bewusst in die Witterung integriert. Die Beschreibung „Ich grüne lichterloh“ verstärkt die Vorstellung von Leuchtkraft und Energie, die das Sommerlaub in seiner vollen Pracht ausstrahlt.

Mit dem Herbst vollzieht sich ein Wandel, der als integraler Bestandteil der Buche betrachtet wird. Der Baum erkennt seine enge Verbindung zu dieser Jahreszeit an, indem er das Herbstlaub als sein eigenes Wesen bezeichnet. Schließlich vollzieht sich der Übergang zum Winter mit einem ernsten, grauen Ton, der jedoch nicht trostlos wirkt. Die letzte Metapher des „sammetroten Teppichs“ verleiht dem herabfallenden Laub eine fast feierliche Schönheit, die den natürlichen Kreislauf abrundet. Insgesamt zeigt das Gedicht die Buche als harmonisch in den Wandel der Natur eingebunden, wobei ihr Laub das zentrale Ausdrucksmittel ihrer Existenz ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.