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Wisst es!

Von

Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist,
Ich schaue bitteres Menschenelend sprießen
Auf diesem Stern… wie soll mein Geist
Dann seine hehre Schönheit rein genießen?

Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist,
Denn durch des Wohllauts kunstgeformter Schöne
Klingt mir der Wehlaut, der mein Herz zerreißt,
Der Daseinsqual naturgewalt’ge Töne.

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Gedicht: Wisst es! von Ada Christen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wißt es!“ von Ada Christen thematisiert die Kluft zwischen ästhetischer Schönheit und dem realen menschlichen Leid. Das lyrische Ich wendet sich gegen eine idealisierte, losgelöste Auffassung von Schönheit und macht deutlich, dass wahre Wahrnehmung nicht ohne die Erfahrung des Leids möglich ist. Schönheit, so Christen, kann nicht losgelöst von der Welt betrachtet werden – sie steht immer im Spannungsfeld mit Schmerz und Elend.

Schon in der ersten Strophe wird dieser Konflikt eingeführt: Die „Schönheit, die ihr preist“ wirkt nicht tröstlich, sondern bedrückend, weil das lyrische Ich gleichzeitig „bitteres Menschenelend“ auf der Welt wahrnimmt. Der Kontrast zwischen dem idealisierten „hehren“ Geist und der Wirklichkeit auf dem „Stern“ Erde zeigt eine tiefe existenzielle Zerrissenheit. Schönheit erscheint nicht mehr als Trost, sondern als unerreichbare Abstraktion.

Die zweite Strophe verstärkt diesen Eindruck. Hier wird der „Wohllaut“ der Kunst, der in der Regel mit Harmonie und Ordnung assoziiert ist, von einem „Wehlaut“ durchdrungen. Durch diesen Bruch wird deutlich, dass ästhetische Form nicht mehr ausreicht, um das Leid der Wirklichkeit zu überdecken. Kunst selbst wird zum Ausdruck von Schmerz, der „naturgewaltig“ und damit unausweichlich ist.

Ada Christens Gedicht lässt sich als poetische Kritik an einer Schönheitsauffassung verstehen, die sich vom menschlichen Leiden abwendet. Es verweigert sich einer ästhetischen Flucht aus der Realität und fordert ein empfindsames, mitfühlendes Bewusstsein. Damit gewinnt das kurze Gedicht eine tiefe emotionale und ethische Dimension: Wahre Schönheit kann nicht isoliert existieren – sie muss das Leid der Welt mitdenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.