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Nur Du allein

Von

1

Nur Du allein, Du schautest wie ich litt,
Nur Du allein hast meiner Qual geglaubt,
Du schirmtest die Gedanken mir im Haupt –
Als Nacht mit Licht in meiner Seele stritt.

Nur Du allein, Du lieh’st mir Deine Hand,
Als ich einst kam, geschmähet und bedroht –
Als sich kein heimathlicher Heerd mir bot,
Als ich allein auf weiter Erde stand….

Nur Du allein, Du hast mich nie betrübt,
Seit Du erschaut, wie ich so tief verarmt –
Nur Du allein hast Dich einst mein erbarmt,
Hast mich beschützt – und hast mich nie geliebt…

2

Sag‘ nicht, ich soll Dich meiden
Und nimmer sehn,
Wollt‘ ich Dich auch verlassen,
Wohin sollt‘ ich gehn? –
Du weißt es ja, ich habe
Keine Heimath dann –
Kein Glück – und keine Stätte,
Wo ich ruhen kann…

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Gedicht: Nur Du allein von Ada Christen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nur Du allein“ von Ada Christen thematisiert auf eindringliche Weise die Erfahrung von Einsamkeit, Ausgrenzung und seelischer Not – und die stille, rettende Präsenz eines Menschen, der ohne Liebe dennoch Mitgefühl schenkt. Das Gedicht ist in zwei Abschnitte gegliedert: Der erste beschreibt rückblickend das Erleben von Trost, der zweite richtet sich direkt an die angesprochene Person und offenbart die Verzweiflung über einen möglichen Abschied.

Im ersten Teil wird das „Du“ als einziger Mensch dargestellt, der das lyrische Ich in Zeiten tiefster Not verstanden und unterstützt hat. Die Wiederholung von „Nur Du allein“ am Anfang jeder Strophe verstärkt die Bedeutung dieser Person und unterstreicht die völlige Abwesenheit von Unterstützung durch andere. Die Rede ist von Schutz, Mitgefühl und Rettung in einem Moment existenzieller Einsamkeit – als das lyrische Ich „allein auf weiter Erde stand“.

Besonders schmerzhaft ist die Wendung am Ende der dritten Strophe: Das „Du“ hat nie geliebt, sondern lediglich erbarmt. Hier liegt eine tragische Spannung – das lyrische Ich empfindet Dankbarkeit und Bindung, aber auch eine tiefe Sehnsucht nach Liebe, die nie erwidert wurde. Der Trost, den es erfahren hat, ist rein und ohne romantische Gegenliebe. Das verstärkt den Eindruck existenzieller Abhängigkeit.

Der zweite Teil ist ein emotionaler Appell. Das lyrische Ich bittet darum, nicht verlassen zu werden – nicht aus Besitzanspruch, sondern aus Verzweiflung. Es beschreibt sich als heimatlos, ohne Glück und ohne Ort, an dem es zur Ruhe kommen könnte. Die wiederholte Negation („keine Heimat“, „kein Glück“, „keine Stätte“) verleiht den Zeilen eine bedrückende Leere und macht deutlich, dass das „Du“ für das lyrische Ich der einzige Halt ist.

Ada Christens Gedicht vermittelt eine tiefe existenzielle Not, gepaart mit der stillen Würde eines Menschen, der Trost spendet, ohne Liebe zu geben. Es zeigt die Kraft reiner Menschlichkeit – aber auch die Tragik einseitiger Bindung. Das Gedicht berührt durch seine schlichte Sprache, seinen klaren Aufbau und die existenzielle Dringlichkeit, die durch jede Zeile spürbar wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.