Wenn ich dereinst
Wenn ich dereinst ganz alt und schwach,
Und’s ist mal ein milder Sommertag,
So hink ich wohl aus dem kleinen Haus
Bis unter den Lindenbaum hinaus.
Da setz ich mich denn im Sonnenschein
Einsam und still auf die Bank von Stein,
Denk an vergangene Zeiten zurücke
Und schreibe mit meiner alten Krücke
Und mit der alten zitternden Hand
So vor mir in den Sand.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wenn ich dereinst“ von Wilhelm Busch beschreibt eine visionäre Vorstellung des Alters und der damit verbundenen Rückbesinnung auf die Vergangenheit. Der Sprecher stellt sich vor, wie er im hohen Alter an einem milderen Sommertag aus seinem Haus tritt und unter einen Lindenbaum hinkt. Der Ort der Erinnerung ist der ruhige, vertraute Platz unter den Bäumen, der die Verbindung zu vergangenen Erlebnissen symbolisiert.
Der Akt des Schreibens mit der „alten Krücke“ und der „zitternden Hand“ verdeutlicht die körperlichen Einschränkungen des Alters und die Spuren, die die Zeit hinterlässt. Es ist ein Bild der Zerbrechlichkeit, das dennoch eine gewisse Form von Widerstand und Lebensbejahung in sich trägt. Das Schreiben im Sand kann als metaphorische Handlung gesehen werden – etwas, das vergänglich und flüchtig ist, genau wie das Leben selbst.
Der Rückblick auf vergangene Zeiten zeigt eine nostalgische Haltung des Sprechers, der die Jahre und die damit verbundenen Erfahrungen in Ruhe betrachtet. Gleichzeitig lässt die Zartheit des Bildes der „alten Krücke“ darauf schließen, dass der Sprecher in diesem Moment mit einer Mischung aus Wehmut und Frieden auf das Leben zurückschaut. Diese Zwiespältigkeit zwischen Vergänglichkeit und Erinnerung lässt das Gedicht sowohl nachdenklich als auch ruhig wirken.
In der Einfachheit und Bescheidenheit des Gedichts zeigt Wilhelm Busch eine poetische Reflexion über das Leben im Alter, das sich durch Ruhe, Einsamkeit und Rückschau auszeichnet. Es erinnert uns daran, dass das Ende eines Lebens nicht nur von Verlust geprägt ist, sondern auch von der Möglichkeit, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.