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Verzeihlich

Von

Er ist ein Dichter; also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Lügenbeutel
So allerlei Brimborium.

Juwelen, Gold und stolze Namen,
Ein hohes Schloß, im Mondenschein
Und schöne, höchstverliebte Damen,
Dies alles nennt der Dichter sein.

Indessen ist ein enges Stübchen
Sein ungeheizter Aufenthalt.
Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen,
Und seine Füße werden kalt.

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Gedicht: Verzeihlich von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Verzeihlich“ von Wilhelm Busch ist eine humorvolle und zugleich spöttische Reflexion über die Natur des Dichters und die Diskrepanz zwischen seiner poetischen Vorstellung und seiner realen Existenz. Im ersten Vers beschreibt Busch den Dichter als „eitel“, was eine Anspielung auf die oft selbstverliebte Haltung von Schriftstellern ist, die ihre Werke und ihre Person idealisieren. Der „Lügenbeutel“ dient dabei als Metapher für die Erfindungen und Übertreibungen, die ein Dichter in seine Werke einfließen lässt, um ein größeres, glamouriöseres Bild seiner Welt zu schaffen.

Im zweiten Vers zeigt der Dichter eine Vorstellung von Reichtum, Ruhm und Liebe, die in der Realität jedoch unerreichbar bleibt. Er spricht von „Juwelen“, „Gold“, „stolzen Namen“ und „höchstverliebten Damen“, was alles Symbole für das ideale, überhöhte Leben eines Dichters sind – ein Leben voller Anerkennung und Bewunderung. Diese Bilder sind romantische und idealisierte Darstellungen, die der Dichter in seinen Gedichten häufig nutzt, um sich selbst als Teil einer hohen, fast unerreichbaren Welt zu positionieren.

Die letzten beiden Verse kontrastieren jedoch humorvoll mit dieser idealisierten Darstellung. Hier erfahren wir, dass der Dichter in Wirklichkeit in einem „engen Stübchen“ lebt, ohne Geld, ohne Liebchen und mit kalten Füßen. Dieser Gegensatz zwischen den prunkvollen Phantasien des Dichters und der kargen Realität macht die ironische Pointe des Gedichts aus. Der Dichter selbst lebt in bescheidenen, oft wenig beneidenswerten Verhältnissen, während er in seinen Werken eine völlig andere, verheißungsvollere Welt erschafft.

Insgesamt zeigt das Gedicht auf humorvolle Weise die Diskrepanz zwischen der poetischen Überhöhung und der oft tristen Wirklichkeit des Künstlers. Wilhelm Busch spielt mit den typischen Klischees des Dichters und nimmt sie gleichzeitig auf die Schippe, indem er die Armut und die unerfüllten Wünsche des Dichters entlarvt. Die Mischung aus Ironie und Selbstbewusstsein macht das Gedicht zu einer gelungenen, leicht spöttischen Auseinandersetzung mit dem Künstlerideal.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.