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Die beiden Maler

Von

Zum Zeuxis prahlt‘ einst Agatharch, ein kleiner,
Fixfingriger, behender Pinselmann:
„So schnell, wie ich, malt wohl so leicht nicht Einer!“ –
„Und ich“, hub Zeuxis ruhig an,
„Ich rühme mich, daß ich so langsam malen kann!“ –
Und Fingerfix nennt jetzt fast keiner;
Den Zeuxis noch fast Jedermann.

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Gedicht: Die beiden Maler von Gottfried August Bürger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die beiden Maler“ von Gottfried August Bürger ist eine humorvolle Anekdote, die einen spielerischen Gegensatz zwischen zwei Künstlern – dem schnellen Agatharch und dem langsamen Zeuxis – darstellt. In der ersten Strophe prahlt Agatharch von seiner Fähigkeit, schnell und geschickt zu malen, und hebt die Geschwindigkeit seiner Arbeit als ein Zeichen besonderer Kunstfertigkeit hervor. Er ist überzeugt, dass niemand schneller und leichter malt als er. Dies könnte als eine Art von Eitelkeit und Stolz auf die eigene Effizienz und Geschwindigkeit verstanden werden.

Zeuxis hingegen, der in der zweiten Strophe spricht, nimmt eine völlig andere Haltung ein. Er preist nicht die Geschwindigkeit, sondern die Langsamkeit in seiner Arbeit und betrachtet diese als ein Qualitätsmerkmal. Zeuxis‘ ruhige und überlegte Herangehensweise hebt die Idee hervor, dass wahre Kunst nicht nur von der Geschwindigkeit abhängt, sondern auch von der Tiefe und Präzision des Prozesses. Dies stellt einen interessanten Kontrast zu Agatharchs Philosophie dar, und zeigt, dass es unterschiedliche Ansätze zur Kunst gibt, die beide ihre Berechtigung haben.

Das Gedicht endet mit einem humorvollen Blick auf den Verlauf der Zeit. Während Agatharchs Name mit der Zeit fast vergessen wird, bleibt Zeuxis als der bedeutendere und respektierte Maler in der Erinnerung der Menschen. Dies könnte als eine subtile, humorvolle Kritik an der oberflächlichen Wertschätzung von Schnelligkeit im Vergleich zur nachhaltigen Anerkennung von Qualität und Beständigkeit verstanden werden. Bürger spielt hier mit der Idee, dass wahre Größe oft nicht sofort erkennbar ist, sondern im Laufe der Zeit anerkannt wird.

Insgesamt ist das Gedicht ein ironischer Kommentar zu den verschiedenen Ansätzen in der Kunst und im Leben – zu der Vorstellung, dass Qualität und Wert nicht immer mit Schnelligkeit oder oberflächlichem Erfolg gleichzusetzen sind. Es erinnert uns daran, dass es nicht immer die Geschwindigkeit ist, die zählt, sondern oft die tiefe Überlegung und das nachhaltige Werk.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.