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Hoimwaih

Von

I bi‘ suscht gean alloi‘
Und aber nu dahoi‘,
Dohinna in deam fremda Land,
Do tuat mer’s no der Hoimet ahnd,
Denn’s ischt au gar so weit
Und i kenn koine Leut.

Dahoi‘, do isch halt schö;
Wenn i im Seassel bi‘,
Und Weib und Kind so um mi sand,
Em Vatter d‘ Hosa flicka tand,
Und i, so oft i ma‘,
„He, Muater“ schreia ka‘.

Zwor hätt i hia koi‘ Naut,
Hau‘ d‘ Pflicht und’s tägli Braut,
Und’s Vogelsang heancht au’sagfähr,
Aß höb i z’Attahöfa wär,
Nu’s Kefat ischt mer z’frend,
Und’s will mer it in Send.

Drum denk i hoi‘ und hoi‘,
Und dopplat, weil i moi‘,
As wear do hia nu Fearbas gmacht,
Denn d‘ Dökter haud so gspässig glacht –
Dr Teixel trau de Leut,
Wo’s sovel Schräapfer geit.

Jeatz haun i’s so im Si‘ –
Wenn i gauh wieder bi‘
Dahoi im Seassel in meim Hous,
Noch bringat mi viar Roß it rous;
Belib allaweil dahoi‘
Und b’halt mei Kogastoi!

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Gedicht: Hoimwaih von Michel Buck

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hoimwaih“ von Michel Buck drückt auf eine sehr persönliche und gefühlvolle Weise die Sehnsucht nach der Heimat und den tiefen Wunsch aus, wieder an den vertrauten Ort zurückzukehren. In der ersten Strophe beschreibt der Sprecher, wie er sich in einem fremden Land zwar nicht allein fühlt, aber dennoch die Verbindung zu seiner Heimat vermisst. Er ist von den „fremda Land“ umgeben, doch der Gedanke an den „Hoimet“ – die Heimat – bleibt für ihn lebendig, auch wenn die Entfernung groß ist und er „koine Leut“ (keine Leute) kennt. Diese Entfremdung wird durch den Kontrast zwischen dem Fremden und dem Vertrauten noch verstärkt.

In der zweiten Strophe sehnt sich der Sprecher nach den einfachen, aber geliebten Tätigkeiten zu Hause. Das Bild des „Seassel“ (wahrscheinlich ein schwäbischer Begriff für einen Dorfplatz oder einen ähnlichen Ort) und das Zusammensein mit Familie, wie die Frau und Kinder um ihn, der Vater, der ihm „Hosa flicka“ (Hosen flickt), und die Erinnerung an das Rufen der Mutter, „He, Muater“, erinnern ihn an die Geborgenheit der Heimat. Diese alltäglichen Szenen erscheinen in der Fremde als besonders wertvoll und laden den Leser ein, die emotionale Bedeutung der Heimat zu spüren.

Der Sprecher zeigt auch eine gewisse Frustration mit seiner aktuellen Situation: „hätt i hia koi‘ Naut“ und „Kefat ischt mer z’frend“ – er fühlt sich in seiner neuen Umgebung unwohl, die Pflichten und der „Vogelsang“ (möglicherweise als metaphorischer Lärm oder Unruhe zu verstehen) sind ihm unangenehm. Der Satz „Nu’s Kefat ischt mer z’frend“ zeigt eine Abneigung gegenüber seiner gegenwärtigen Umgebung, was die Sehnsucht nach der vertrauten Heimat umso stärker macht.

In der letzten Strophe kommt der Sprecher zu einem entschiedenen Schluss: Der Ort, an dem er lebt, fühlt sich zu fremd und zu weit entfernt an. Doch die Heimat, „im Seassel in meim Hous“, bleibt der Ort der Zuflucht. Das Bild von „viar Roß it rous“ und der „Kogastoi“ (vielleicht ein traditioneller Gegenstand oder Begriff, der mit seiner Heimat verbunden ist) lässt den Sprecher erkennen, dass er sich trotz aller Schwierigkeiten immer zu diesem Ort hingezogen fühlt. Das Gedicht endet mit einer klaren Entscheidung: Heimat bleibt der einzig wahre Ort des Friedens und der Geborgenheit.

Bucks Gedicht spiegelt auf eindrucksvolle Weise das innere Ringen zwischen Fremde und Heimat wider, zwischen der Sehnsucht nach der bekannten Geborgenheit und der Realität der Entfremdung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.