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De nui Zeit

Von

Grad eaba hot a Wäldele
No an der Landstroß grüant,
Hot ussam Busch am Häldele
No s Vogelsang verteant.

Jeatz aber isch as anderescht,
Sind Laub und Gsang verbei,
Und wenn du d Stroßa wanderescht,
Ischt älles gro wia Blei.

Ma‘ sait jeatz sei as freier,
Seitdeam der Wald sei weag,
Und a’glau sei der Weiher
Und a’bout jeder Fleack.

Ällz soll se nu‘ rentiara
Und schaffa Geald und Kraft,
– Jo s Land verunganiara
Ischt uja Wissaschaft!

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Gedicht: De nui Zeit von Michel Buck

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „De nui Zeit“ von Michel Buck beschäftigt sich mit der Veränderung und dem Verlust von Traditionen und natürlichen Werten im Zuge der modernen Entwicklung. Zu Beginn beschreibt der Sprecher ein idyllisches Bild eines Waldes, der an einer Landstraße wächst und von Vogelgesang begleitet wird. Diese Harmonie und das einfache Leben, in dem die Natur noch eine bedeutende Rolle spielt, werden jedoch als Teil der Vergangenheit dargestellt. Der Wald, das „Häldele“ (vermutlich ein kleines Hüttchen oder Gebäude) und der Gesang der Vögel sind Symbole für eine unberührte, friedliche Natur, die langsam verschwindet.

In der zweiten Strophe wird der Wechsel in der Zeit thematisiert: Der Wald ist „weg“, das Laub ist „verbei“, und der Gesang der Vögel ist nicht mehr zu hören. Wenn der Sprecher heute die Landstraße entlanggeht, wirkt alles „gro wia Blei“, was den Gefühl von Schwerfälligkeit und Entfremdung im modernen Leben widerspiegelt. Die Natur scheint erstickt oder ausgelöscht, was den Verlust von Lebendigkeit und Frische symbolisiert. Diese Veränderung ist nicht nur eine äußerliche, sondern auch eine tiefere Veränderung in der Wahrnehmung und im Lebensgefühl.

In der dritten Strophe wird eine kritische Haltung gegenüber der neuen Zeit eingenommen. Es wird beklagt, dass der Wald und der Weiher jetzt „glau sei“ (vergraben oder verschwunden sind), und es wird eine gewisse Entfremdung von der Natur festgestellt. Alles wird in funktionale, wirtschaftliche Begriffe gefasst: Es geht nicht mehr um den Erhalt von Tradition und natürlichem Gleichgewicht, sondern um „rentiara“ (rationales Wirtschaften), „Geald und Kraft“. Diese Entwicklung führt dazu, dass das Land zunehmend „verunganiara“ – also zugrunde geht. Das Gedicht endet mit der ironischen Bemerkung, dass der Verlust der natürlichen Werte und die Zerstörung der Umwelt als „Wissaschaft“ (Wissenschaft) gerechtfertigt wird, was eine scharfe Kritik an der modernen, technologiegetriebenen Welt darstellt.

Buck verwendet in diesem Gedicht eine Mischung aus nostalgischen Naturbildern und kritischen Aussagen zur modernen Zeit, um die Zerbrechlichkeit und den Verlust von althergebrachten Werten zu betonen. Die Veränderung von einer natürlichen, unberührten Welt hin zu einer funktionalistischen, wirtschaftlich orientierten Gesellschaft wird als ein bedauerlicher Prozess dargestellt, der die Seele der Natur und des Lebens selbst zu zerstören droht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.