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Am Bächle

Von

S Bächle schwätzt im Busch verborga
Und as sait: „Heazbruder, lach
Au mit miar, wirf deini Sorga
Keackle zuamer rei‘ in Bach.

Wött i ällas äschtamiara,
Windla oder Schlotzerbleatz,
Glei da’n Appatit verliara,
Brüaderle, noch wär as leatz.

Richt mer au a reacht verheiter
Bour sei‘ Güll ins Bettle nei‘,
Lauf i denischt luschtig weiter,
Wear vom sealbar wieder rei‘.

Oder wenn a mol a Gearber
Seine kirri Kogahäut
In mi hängt und druff der Färber
Noch sei‘ Giftbrüah in me keit,

Sott i do dahinta bleiba
Und verzürnt in Winkel stauh‘,
S Bläterle dött zema kleiba
Und koi‘ Tröpfle von mer lau‘?

Bruadar, laß du deine Sorga,
Ischt au heu’t a Reagatag,
Scheint doch wieder moanamorga
D Sonna über Busch und Hag.

Älles loht se überwinda,
Nu‘ da Kopf äll oba trait!
Glaubs, du weasch in kuzem finda,
S Bächle hä der d Wohret gsait.“

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Gedicht: Am Bächle von Michel Buck

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Bächle“ von Michel Buck ist ein lebensnahes, volkstümliches Gedicht in schwäbischer Mundart, das in Form eines Dialogs zwischen dem lyrischen Ich und einem kleinen Bach („s Bächle“) eine philosophisch-heitere Lebenshaltung vermittelt. Trotz der sprachlichen Einfachheit und des humorvollen Tons enthält der Text eine tiefe, optimistische Botschaft: Sorge und Kummer sind vorübergehend, und das Leben fließt – wie der Bach – unaufhaltsam weiter.

Der Bach spricht wie ein guter Freund zum „Herzbruder“ und lädt ihn dazu ein, seine Sorgen ins Wasser zu werfen – sprich: loszulassen. Der Bach wird dabei zur Symbolfigur für Lebensfreude, Gelassenheit und Bewegung. Selbst wenn die Welt ihre unschönen Seiten zeigt – etwa in Form von Müll (wie Windeln oder Tierabfälle) oder industrieller Verschmutzung –, verliert das Bächle nicht seinen frohen Lauf. Diese Bilder zeigen realistische, nicht beschönigte Aspekte des Lebens, doch das Bächle nimmt sie mit einer Mischung aus Humor und Gleichmut hin.

Besonders eindrucksvoll ist die Haltung des Baches gegenüber Belastungen und Zumutungen: Es fließt trotzdem weiter, lässt sich nicht aufhalten oder verbittern. Diese Einstellung wird dem Leser als Vorbild angeboten. Anstatt sich zu verkriechen oder zu stagnieren („in Winkel stauh‘“), soll man wie das Bächle weitermachen, auch wenn es zwischendurch regnet oder der Alltag schwerfällt. Die Natur dient hier als weiser Lehrmeister.

In den letzten Strophen wird die zentrale Botschaft klar: Auch wenn es gerade regnet, wird morgen wieder die Sonne scheinen. Das Bächle steht für Hoffnung, Beständigkeit und eine heitere Art, mit dem Unvermeidlichen umzugehen. Das Gedicht endet mit dem Aufruf, den Kopf nicht hängen zu lassen, denn: „S Bächle hä der d Wohret gsait.“ So wird der scheinbar einfache Bach zur Stimme einer lebensbejahenden Weisheit.

Insgesamt ist „Am Bächle“ ein charmantes, bodenständiges Gedicht mit philosophischem Kern. Es vereint Humor, Alltagsnähe und Zuversicht und vermittelt auf poetische Weise die Kraft, die im Weitermachen und Loslassen liegt – getragen vom immer fließenden Wasser des Lebens.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.