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Hörst du wie die Brunnen rauschen

Von

Hörst du wie die Brunnen rauschen,
Hörst du wie die Grille zirpt?
Stille, stille, laß uns lauschen,
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singt,
O wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Daß an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt:
Schlafe, träume, flieg‘, ich wecke
Bald Dich auf und bin beglückt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Hörst du wie die Brunnen rauschen von Clemens Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hörst du wie die Brunnen rauschen“ von Clemens Brentano entfaltet eine sanfte, traumverhangene Stimmung, die den Übergang vom Wachsein zum Schlaf als etwas Kostbares, ja Seliges feiert. In seiner musikalischen Sprache und ruhigen Bildwelt nähert es sich einem Schlaflied oder einem lyrischen Wiegenlied an, das Trost und Geborgenheit spendet.

Die wiederholte Aufforderung zur Stille und zum Lauschen („Stille, stille, laß uns lauschen“) lädt dazu ein, sich ganz dem Moment hinzugeben und die zarten Töne der Natur – das Rauschen der Brunnen, das Zirpen der Grille – wahrzunehmen. Diese Klänge werden nicht bloß beschrieben, sondern wirken wie Wegweiser in eine andere, traumhafte Welt.

Der Traum wird im Gedicht nicht als bloße Flucht, sondern als ein Zustand tiefer Erfüllung dargestellt. Wer „in Träumen stirbt“, wer von den „Wolken gewiegt“ wird oder „Sterne wie Blumen pflückt“, der erlebt eine Art metaphysische Glückseligkeit. Es ist ein Tod ohne Angst, ein Schweben in der Schwebe zwischen Welt und Jenseits. Die Grenze zwischen Schlaf, Traum und Tod wird durchlässig, ohne beängstigend zu sein.

Am Ende klingt eine zärtliche Nähe zwischen zwei Menschen an – die Stimme im Gedicht verspricht, den Schlafenden bald zu wecken, und empfindet schon im Voraus Glück darüber. Das Gedicht vereint somit Naturklang, Traumvision und menschliche Zuwendung zu einer leisen, liebevollen Meditation über das Schlafen und die Entrückung in eine friedliche, fast heilige Welt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.