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Friede im Andern

Von

Eigennutz ist dieses Leben,
Aus dem Thron sitzt der Genuss;
Wem der Liebe Durst gegeben,
Einsam in der Selbstsucht Streben,
Weh‘, wenn er verschmachten muss!

Selig, wer im Lebensreigen
Das verwandte Herz entdeckt!
Unter grünen Palmenzweigen
Wird sich Friede aus ihn neigen.
Friede, den die Liebe weckt.

Jegliche Begierde schwindet
Wie ins graue Sagenland;
Denn im Busen, liebentzündet,
Seine stille Welt sich gründet,
Wer sich selbst im Andern fand.

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Gedicht: Friede im Andern von Ernst Ziel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Friede im Andern“ von Ernst Ziel beleuchtet die seelische Not des Menschen, der sich im Egoismus und in der Selbstsucht verliert, und stellt einen Ausweg in der Liebe und in der Gemeinschaft vor. Im ersten Teil beschreibt der Sprecher die negativen Auswirkungen des Eigeninteresses: Wer in Selbstsucht lebt, wird sich am Ende leer und verloren fühlen, da „der Genuss“ den „Thron“ seiner Existenz eingenommen hat. Der „Durst der Liebe“ und das Streben nach Gemeinschaft bleiben ungestillt, was zu einem inneren Mangel führt.

In der zweiten Strophe tritt das Ideal der Liebe hervor. Der Sprecher besingt den Zustand des inneren Friedens, der entsteht, wenn man ein „verwandtes Herz“ entdeckt. Diese Liebe und Gemeinschaft, die unter „grünen Palmenzweigen“ gedeiht, steht für eine harmonische Beziehung, die den Menschen zu innerer Ruhe und Zufriedenheit führt. Der „Friede“, der hier beschworen wird, ist nicht nur das Ergebnis von äußerer Ruhe, sondern vielmehr eine tiefe, innere Harmonie, die durch echte Verbindung und Zuneigung zu einem anderen Menschen entsteht.

Die dritte Strophe thematisiert den transformierenden Charakter der Liebe: Sie lässt alle „Begierde“ und „Sehnsüchte“ verschwinden, die den Menschen in den Zustand der Einsamkeit und Selbstsucht geführt haben. In der Liebe findet der Mensch ein neues, „stilles“ und erfülltes Leben. Wer sich selbst im anderen „findet“, erreicht eine tiefere, spirituelle Welt, die von Egoismus befreit ist und im Einklang mit der Gemeinschaft steht. Die Liebe wird als das Mittel gesehen, durch das der Mensch zu einem höheren, friedlicheren Selbst findet.

Ziel stellt in seinem Gedicht einen klaren Gegensatz zwischen Egoismus und Liebe her. Der Egoismus führt zu innerer Leere und einem unstillbaren Hunger nach Genuss, während wahre Erfüllung in der Liebe zu finden ist. Der „Friede“, den die Liebe schafft, ist ein Zustand der Harmonie und inneren Ruhe, der durch die Verbindung mit anderen und die gemeinsame, selbstlose Erfahrung der Liebe erreicht wird.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.