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Nachts

Von

Ich kaure immer
Und höre mein Blut
Rauschen, den dunkeln Strom.

Sucht meiner Seele
Müder Fährmann
Deinen Schatten auf mondener Bucht.

Aber Du kamst nicht.
Er wartet lange, holte er
Dich endlich über!

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Gedicht: Nachts von Maria Luise Weissmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nachts“ von Maria Luise Weissmann ist eine eindrucksvolle Darstellung der inneren Einsamkeit und der Sehnsucht der lyrischen Stimme, die sich in der Dunkelheit der Nacht verliert. Zu Beginn beschreibt die Sprecherin, wie sie „immer“ kauert, was ein Bild der Resignation oder der inneren Einkehr vermittelt. Das „Rauschen“ des Blutes und der „dunkle Strom“ deuten auf eine tiefere Verbindung zur eigenen Existenz und eine Reflexion über das Leben, die in der Stille der Nacht intensiver wird. Die Körperwahrnehmung scheint sich mit dem inneren Zustand der Seele zu verbinden, als ob der Körper und der Geist in einem ständigen Fluss sind.

Die zweite Strophe verlagert den Fokus auf die „Seele“, die von einem „müden Fährmann“ begleitet wird, der sie durch die Dunkelheit führt. Der Fährmann wird als eine metaphorische Figur beschrieben, die den Übergang durch das Leben oder die Nacht symbolisiert. Die „mondene Bucht“ kann als ein Ort der Sehnsucht und des Ungewissen interpretiert werden, ein Raum zwischen Leben und Tod, Realität und Traum, der von der Mondnacht erleuchtet wird. Der Fährmann sucht nach dem „Schatten“, was darauf hindeutet, dass er nicht nach etwas Greifbarem sucht, sondern nach etwas Flüchtigem und vielleicht Unerreichbarem.

In der letzten Strophe wird die Enttäuschung über das Nicht-Erreichen des Begehrten spürbar. Der Fährmann „wartet lange“ und scheint schließlich „über“ denjenigen hinweggegangen zu sein, den er suchte, was den Eindruck verstärkt, dass das ersehnte Ziel oder die ersehnte Verbindung nie erreicht wird. Der Gedanke, dass der Fährmann den anderen „überholte“, ohne ihn zu finden, verstärkt das Gefühl von unerfüllter Sehnsucht und dem unaufhörlichen Streben nach etwas, das in der Dunkelheit der Nacht verloren bleibt.

Das Gedicht vermittelt eine tiefgründige und melancholische Stimmung, in der die Dunkelheit und das Warten zu zentralen Themen werden. Die Metaphern des „Fährmanns“ und der „mondenen Bucht“ erzeugen ein Bild von Reisen, die in die Ungewissheit führen, während der Text zugleich die Erfahrung des Scheiterns und der unerreichbaren Sehnsüchte widerspiegelt. Die Nacht wird hier nicht nur als Zeit der Ruhe, sondern als Raum von innerer Zerrissenheit und unerfülltem Verlangen dargestellt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.