Das Herz
Öfter ein Morgen, die sanfthinfließende Kühle,
Oder ein Mittag verweilt.
Trifft dich der Schatten der Nacht.
Oft auch ein Abend, gelehnt in die bläulichen Hänge:
Immer tönt dir der Schritt des ruhlosen Wanderers fern.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Herz“ von Maria Luise Weissmann spiegelt die Unruhe und Sehnsucht einer inneren Reise wider. Die erste Zeile – „Öfter ein Morgen, die sanfthinfließende Kühle“ – beschreibt den Beginn eines Tages in einer sanften, fast träumerischen Weise. Der Morgen, mit seiner frischen Kühle, stellt den Anfang einer neuen Phase dar, doch der Ausdruck „öfter“ lässt bereits eine gewisse Wiederholung und das Fehlen eines endgültigen Ziels anklingen.
Der „Mittag“, der verweilt, scheint die Zeit des Verharrens zu symbolisieren – ein Moment des Innehaltens, in dem die Unruhe des Lebens pausiert, aber nicht verschwindet. Doch diese scheinbare Ruhe wird jäh unterbrochen, als der „Schatten der Nacht“ den Wanderer trifft. Die Nacht ist hier nicht nur eine Tageszeit, sondern auch ein Symbol für Dunkelheit und Ungewissheit, die den Wanderer wie ein drängendes, unentwegt lauerndes Element verfolgt.
Der Abend, „gelehnt in die bläulichen Hänge“, lässt eine melancholische Stimmung aufkommen. Die „bläulichen Hänge“ könnten als metaphorische Darstellung des Übergangs von Licht zu Dunkelheit verstanden werden, was den inneren Zustand des Wanderers widerspiegelt. Diese Übergänge zwischen den Tageszeiten erzeugen ein Bild von Stillstand und Bewegung zugleich, als ob der Wanderer zwar auf der Reise ist, aber nie wirklich ankommt.
Der „Schritt des ruhlosen Wanderers fern“ zieht sich als eine stetige, aber unerreichbare Präsenz durch das Gedicht. Der Wanderer ist sowohl physisch als auch emotional nicht angekommen, seine Wanderung ist von Rastlosigkeit geprägt. Das Gedicht fängt die existenzielle Unruhe und das Streben nach einem Ziel ein, das jedoch nie wirklich greifbar ist. Es spiegelt das Herz des Wanderers wider, das unruhig in ständiger Bewegung bleibt, ohne je den ersehnten Frieden zu finden.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.