Du verstecktes
Du verstecktes
Zugedecktes
Eingeschnecktes
Ausgehecktes
Schwarzgelocktes
Leichtgesocktes
Heiß geminntes
Weis gesinntes
Leis, geschwindes
Spiel des Windes
Sehend blindes
Fein geschnürtes
Bein geziertes
Heiß ersehntes
Leis versöhntes
Gold verwöhntes
Hold verschöntes
Huld gekröntes
Viel geprüftes
Nur verbrieftes
Und vertieftes
Nie verschieftes
All geliebtes
Mir betrübtes
Und geübtes
Viel gereistes
Mehl gespeistes
Seel umkreistes
Nie erzieltes
Nie verspieltes
Leicht gezäumtes
Aufgeräumtes
Mut gebäumtes
Blut durchschäumtes
Glut gesäumtes
Leicht zu Pferdchen
Tiefgelehrtchen
Huldgebärdchen
Treugefährtchen
Unversehrtchen
Harfenistin
Scharfe Christin
Bunt Palettchen
Schlüsselkettchen
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Du verstecktes“ von Clemens Brentano ist ein sprachspielerisches, fast hypnotisch wirkendes Liebesgedicht, das sich aus einer langen Reihe von zusammengesetzten Adjektiven, Substantiven und Koseformen zusammensetzt. Es handelt sich weniger um eine narrative Dichtung, sondern vielmehr um ein Klang- und Bedeutungsgewebe, das die Verehrung einer geliebten Person in poetisch überbordender Weise ausdrückt.
Das Gedicht wirkt wie eine endlose Kette von Zuschreibungen – liebevoll, verspielt, sinnlich und zuweilen komisch. Durch die vielen zusammengesetzten Worte, etwa „Zugedecktes“, „Schwarzgelocktes“, „Seelendurchkreistes“ oder „Treugefährtchen“, entsteht ein Eindruck von sprachlicher Fülle und dichterischer Überwältigung. Es ist, als wolle das lyrische Ich die Geliebte in all ihren Facetten und Widersprüchen erfassen – körperlich, seelisch, geistig.
Auffällig ist die Verbindung von Sinnlichem („Schwarzgelocktes“, „Bein geziertes“) mit Geistigem („Tiefgelehrtchen“, „Scharfe Christin“) und Religiösem („Huld gekröntes“, „Harfenistin“). Die Geliebte erscheint nicht nur als begehrenswertes Wesen, sondern auch als Heilige, Muse und Idealbild. Die Sprache ist von starker Emotionalität geprägt, aber nie pathetisch – stattdessen bleibt sie verspielt und musikalisch.
Die Reihung wirkt dabei fast wie ein poetischer Liebeszauber: Jedes neue Bild vertieft die Faszination und versucht, das Unerreichbare greifbar zu machen. Gleichzeitig bleibt die Geliebte „versteckt“, „zugedeckt“ – ein geheimnisvolles Wesen, das nie ganz fassbar wird. Brentano gelingt es hier, durch Lautmalerei, Rhythmus und kreative Wortneuschöpfungen eine ekstatische Liebeserklärung zu gestalten, die mehr von der Sprache lebt als von einer konkreten Geschichte.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.