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An einen Hypochonder

Von

Du runzelst die Stirne,
Du wetterst und schreist,
Dieweil mit der Birne
Den Wurm du verspeist.

Was folgst du empfindlich
Der grausigen Spur?
Erfreu dich doch kindlich
Der reichen Natur.

Je herber dein Liebchen,
Um so süßer sein Kuß,
Und je kleiner sein Stübchen
Desto größer dein Genuß.

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Gedicht: An einen Hypochonder von Frank Wedekind

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An einen Hypochonder“ von Frank Wedekind nimmt auf humorvolle und zugleich spöttische Weise die Haltung eines Hypochonders aufs Korn, der übermäßige Sorgen über seine Gesundheit hat. Zu Beginn wird der Hypochonder als jemand beschrieben, der ständig die Stirn runzelt, „wettert und schreit“, was auf seine nervöse, überempfindliche und ängstliche Natur hinweist. Die Zeile „Den Wurm du verspeist“ spielt metaphorisch darauf an, dass der Hypochonder sich selbst in Krankheiten hineinsteigert, als ob er sie geradezu herbeiführen würde – „mit der Birne“, also mit dem Kopf, was gleichzeitig auf seine übermäßigen Gedanken und die Neigung hinweist, sich Sorgen zu machen.

In der zweiten Strophe fordert der Sprecher den Hypochonder auf, sich von seiner übertriebenen Empfindlichkeit zu befreien und sich an der „reichen Natur“ zu erfreuen, anstatt sich ständig auf die „grausige Spur“ der Krankheit zu fokussieren. Der Hinweis, sich „kindlich“ zu erfreuen, stellt einen Kontrast zur übermäßigen Sorge des Hypochonders dar und betont die Unbeschwertheit, die mit einer natürlichen Einstellung zum Leben und zur Gesundheit einhergeht. Der Aufruf, das Leben und die Welt nicht so ernst zu nehmen, sondern die einfachen Freuden zu genießen, wird hier als Lösung für das Problem der übermäßigen Sorgen dargestellt.

In der letzten Strophe verwendet Wedekind eine Reihe von ironischen und humorvollen Bildern, um die überzogenen Sorgen des Hypochonders weiter ins Lächerliche zu ziehen. Die Vorstellung, dass „je herber dein Liebchen, um so süßer sein Kuss“ ist, und „je kleiner sein Stübchen, desto größer dein Genuß“, spielt mit der Idee, dass der Hypochonder seine eigenen Vorstellungen von „Mangel“ oder „Leiden“ romantisiert, sodass er das, was er eigentlich als negativ empfindet, in eine positive Erfahrung umwandelt. Dies könnte eine Kritik an der Tendenz des Hypochonders sein, negative Erlebnisse oder Symptome zu idealisieren oder sich darin zu verlieren, anstatt sich auf das Gute im Leben zu konzentrieren.

Wedekind nutzt in diesem Gedicht Humor und Ironie, um die übermäßigen Ängste und die Neigung zur Selbstquälerei von Hypochondern zu kritisieren. Der Sprecher fordert dazu auf, sich dem Leben und der Gesundheit mit einer kindlichen Unbekümmertheit zu nähern und das Leben in seiner natürlichen Fülle zu genießen, ohne sich von imaginären oder übertriebenen Sorgen lähmen zu lassen. Das Gedicht ist eine satirische Darstellung der neurotischen Haltung von Menschen, die sich unnötig in Sorgen verlieren, und ruft zu einer freudigeren und gelasseneren Einstellung gegenüber dem Leben auf.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.