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Die Ruhe

Von

Vergebner, heißer Wunsch nach Ruh,
Was sättigt dich? Was stillt die Schmerzen
Des unruhvollen, bangen Herzen?
Was heilt die tiefen Wunden zu?

Auf der Welt ist nichts zu finden.
Reichthum, Wollust, Ehre schwinden,
und uns bleibt, nach dem Genuß,
Ekel und Verdruß.

Umsonst such ich ein dauernd Glück
In allen Gütern dieses Lebens.
Sie fliehn zu schnell, und, ach! vergebens
Ruff ich, ermüdend, sie zurück.

Meine Jugend, deren Ende
Ich durch Suchen nach verschwende,
Meine beste Zeit verschwand,
Eh ich Ruhe fand.

Allein bey Dir, der meiner Brust
Den Trieb noch schenkte, Dich zu lieben,
Bey Dir, mein Gott, bin ich geblieben,
Du warst, und bist noch meine Lust.

Du, Du wiegtest, voll Erbarmen,
In den väterlichen Armen,
O wie sanft! die Herzen ein,
Daß sie ruhig seyn.

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Gedicht: Die Ruhe von Johanne Charlotte Unzer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Ruhe“ von Johanne Charlotte Unzer thematisiert die verzweifelte Suche nach innerer Ruhe und Frieden, die im weltlichen Leben nicht zu finden sind. Zu Beginn beschreibt die Sprecherin einen „vergebnen, heißen Wunsch nach Ruh“, der das Herz quält. Sie fragt sich, was den inneren Frieden wirklich stillen kann, und kommt zu der Erkenntnis, dass weltliche Güter wie Reichtum, Vergnügungen und Ehre nur flüchtige Freuden bringen. Diese flüchtigen Vergnügungen hinterlassen nach dem Genuss nur „Ekel und Verdruß“, was auf die Enttäuschung hinweist, die folgt, sobald die ersten, oberflächlichen Wünsche erfüllt wurden.

In der nächsten Strophe wird die Vergeblichkeit des Suchens nach dauerhaftem Glück thematisiert. Die Sprecherin sucht in den Gütern des Lebens nach etwas Beständigem, doch diese fliehen zu schnell. Ihr unaufhörliches Rufen, um das Glück zurückzuholen, bleibt ohne Erfolg. Die Erkenntnis, dass das Streben nach weltlichem Erfolg und Vergnügen letztlich keine dauerhafte Zufriedenheit bringt, verstärkt die Sehnsucht nach einer tieferen Erfüllung. Die Jugendlust, die sie in ihrer Suche nach Glück verschwendet hat, wird als verlorene Zeit beschrieben – eine Zeit, die nicht genutzt wurde, um echte Ruhe zu finden.

In der letzten Strophe zeigt sich jedoch eine Wendung: Der wahre Frieden findet sich nicht in den vergänglichen Genüssen des Lebens, sondern in der Nähe zu Gott. Die Sprecherin erklärt, dass sie bei Gott geblieben ist, und dass dieser göttliche „Trieb“ ihr Herz erfüllt. Gott wird als die Quelle ihres Friedens dargestellt, die „väterlichen Arme“ bieten Trost und Geborgenheit. Diese religiöse Perspektive stellt eine befreiende Lösung zu der vorher dargestellten Leere dar. Es ist nicht das Streben nach weltlichem Wohl, das ihr Ruhe bringt, sondern die Liebe und Geborgenheit, die sie in ihrem Glauben findet.

Das Gedicht ist eine Reflexion über die Unzulänglichkeit menschlicher Bestrebungen nach weltlichem Glück und zeigt, wie wahre Ruhe und Zufriedenheit nur im Glauben und in der Nähe zu Gott zu finden sind. Unzer kontrastiert die vergänglichen Freuden der Welt mit der ewigen und unerschütterlichen Ruhe, die im göttlichen Trost liegt, und betont damit die spirituelle Dimension als den einzigen wahren Ort des Friedens.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.