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Der Wind und die Rose

Von

Kleine blasse Rose!
Der Wind, von Luv, der lose,
der dich zerwühlte,
als wär dein Blatt
das Kleid von einer Hafenfrau –
er kam so wild und kam so grau!

Vielleicht auch fühlte
er sich für Sekunden matt
und wollt in deinen dunklen Falten
den Atem sanft verhalten.
Da hat dein Duft ihn so betört,
berauscht,
dass er sich bäumt und bauscht
und dich vor Lust zerstört,
dass er sich noch mit deinem Kusse bläht,
wenn er am bangen Gras vorüberweht.

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Gedicht: Der Wind und die Rose von Wolfgang Borchert

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Wind und die Rose“ von Wolfgang Borchert beschreibt auf sinnliche und zugleich dramatische Weise die Wechselwirkung zwischen einem wilden Wind und einer zarten Rose. Die Rose wird in der ersten Strophe als „kleine blasse Rose“ eingeführt, was sie verletzlich und fragil erscheinen lässt. Der Wind, der „von Luv“ kommt, ist wild und kraftvoll, und seine Zerstörungskraft wird mit dem Bild des Windes verglichen, der das Blatt der Rose wie das „Kleid von einer Hafenfrau“ zerwühlt. Diese Metapher vermittelt das Gefühl von Unruhe und Leidenschaft, wobei der Wind die Rose in einer wilden Umarmung „zerwühlt“, was ihre Zerbrechlichkeit und die Unkontrollierbarkeit des Moments betont.

In der zweiten Strophe nimmt der Wind eine etwas andere, fast melancholische Rolle an. Vielleicht, so heißt es, fühlt sich der Wind „für Sekunden matt“ und ist für einen kurzen Moment sanft, als wolle er den „Atem sanft verhalten“. Hier wird der Wind als eine ambivalente Figur dargestellt, die einerseits zerstörerisch ist, aber andererseits auch von der zarten Schönheit und dem Duft der Rose betört wird. Der Wind scheint sich in einem inneren Konflikt zu befinden: Einerseits die wilde Zerstörungskraft, andererseits die Sehnsucht nach einem Moment der Sanftheit.

Die dritte Strophe bringt eine Wendung, in der der Wind von der Betörung des Duftes der Rose so „berauscht“ wird, dass er sich immer mehr aufbläht und die Rose vor „Lust zerstört“. Dieser „Lust“ bezieht sich nicht nur auf das Verlangen nach Zerstörung, sondern auch auf die sexuelle Metaphorik des „Kusses“ und des „Blähens“, was dem Gedicht eine leidenschaftliche Dimension verleiht. Der Wind wird von der Rose so angezogen, dass er nicht nur in sie eingreift, sondern sich von ihr in seinem eigenen wilden Tanz bestärkt fühlt. Die Rose wird durch diese Zerstörung in einen Moment der Transzendenz überführt, in dem sie sowohl zerstört als auch begehrt wird.

Borchert benutzt in diesem Gedicht die Rose als Symbol für das Schöne und Zarte, das von einer übermächtigen, unkontrollierbaren Kraft überrollt wird. Der Wind repräsentiert die Leidenschaft und das Verlangen, das in seiner Zerstörungskraft zugleich eine tiefere, fast ekstatische Erfahrung verbirgt. Das Gedicht thematisiert den dramatischen Moment zwischen Anziehung und Zerstörung und zeigt auf, wie das Schöne und Zerbrechliche in einer Welt der intensiven Kräfte und Emotionen verloren gehen kann.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.