Wecken
Die Nacht
Seufzt
Um die schlafen Schläfen
Küsse.
Eisen klirrt zerfahlen.
Haß reckt hoch
Und
Schlurrt den Traum durch Furchen.
Wiehern stampft
Schatten lanzt der Wald.
Ins Auge tränen
Sterne
Und
Ertrinken.
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wecken“ von August Stramm ist von einer intensiven, nahezu chaotischen Bildsprache durchzogen, die eine Welt der Unruhe, des Konflikts und der Zerrissenheit schildert. Die „Nacht“, die um die „schlafen Schläfen“ seufzt, wird als eine Last, als eine bedrückende Präsenz dargestellt. Die „Küsse“, die sie umhüllen, erscheinen weniger als zarte Berührungen, sondern als fremde, vielleicht sogar erzwungene Nähe. Der „Seufz“ der Nacht verstärkt das Gefühl von Beklommenheit und Unruhe.
Die Zeile „Eisen klirrt zerfahlen“ setzt mit der harschen Metapher des „zerfahlen“ Eisens ein Bild von Zerfall und Zerstörung. Das Klirren des Eisens steht für die Gewalt, die in der Nacht herrscht, und symbolisiert den Kampf oder das Chaos, das in den Traum eindringt. Der „Haß“, der hochgereckt wird, symbolisiert eine zerstörerische Kraft, die den Traum „durch Furchen“ schlurft – eine starke, unaufhaltsame Gewalt, die den inneren Frieden des lyrischen Ichs zerstört. Diese gewaltsame Unterbrechung des Traums zeigt, wie tief der Konflikt und die Zerrissenheit im Inneren des Sprechers verwurzelt sind.
In der nächsten Strophe erscheinen die „Schatten“ als lebendige, fast bedrohliche Wesen, die sich durch die Dunkelheit bewegen und mit ihrer „Lanzen“ die „Wald“ durchdringen. Diese düsteren, kriegerischen Bilder vermitteln eine Atmosphäre der Bedrohung und der Unruhe, die der Sprecher erlebt. Die Natur, hier verkörpert durch den Wald, wird als feindlich und kämpferisch dargestellt, was den inneren Konflikt des lyrischen Ichs widerspiegelt.
Der Schluss des Gedichts, in dem „Sterne“ ins Auge tränen und „ertrinken“, verstärkt das Gefühl von Ohnmacht und Verzweiflung. Sterne, die normalerweise als Symbole der Hoffnung und des Lichts gelten, werden hier von Tränen verdunkelt und ertrinken, was das völlige Fehlen von Klarheit und Hoffnung unterstreicht. Die Darstellung des Augenlichts als von Tränen überflutet und der Zerfall der Sterne lassen einen Zustand der Dunkelheit und des Verlorenseins erahnen, in dem der Sprecher sich befindet. Das Gedicht endet mit einem starken, dramatischen Bild des Verlorengehens, sowohl im äußeren als auch im inneren Konflikt.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.