Das Turmkreuz schrickt ein Stern
Der Gaul schnappt Rauch
Eisen klirrt verschlafen
Nebel streichen
Schauer
Starren Frösteln
Frösteln
Streicheln
Raunen
Du!

Kampfflur
- Gemeinfrei
- Sommer
Das Turmkreuz schrickt ein Stern
Der Gaul schnappt Rauch
Eisen klirrt verschlafen
Nebel streichen
Schauer
Starren Frösteln
Frösteln
Streicheln
Raunen
Du!
Das Gedicht „Wache“ von August Stramm ist ein expressionistisches Werk, das durch seine knappen, aber eindrucksvollen Bilder eine Atmosphäre der Bedrohung, der Unruhe und der Unsicherheit erzeugt. Das Gedicht beginnt mit dem „Turmkreuz“, das „ein Stern schrickt“, eine Formulierung, die sowohl die physische Präsenz eines Turmes als auch die metaphysische Bedeutung von Sternen und Himmelszeichen aufgreift. Das Bild des Turmkreuzes wird als eine Art Ruck oder Zucken verstanden, das die Ruhe stört, was die allgemeine Stimmung des Gedichts widerspiegelt.
Die folgenden Verse „Der Gaul schnappt Rauch“ und „Eisen klirrt verschlafen“ verstärken diese Unruhe und schaffen eine visuelle und akustische Spannung. Der „Gaul“ (Pferd) steht symbolisch für Bewegung, während „Rauch“ auf etwas Flüchtiges, Unbeständiges hinweist. Das „Eisen klirrt verschlafen“, was eine Unschärfe oder eine schleppende, träge Reaktion auf die Umgebung suggeriert, lässt einen Zustand der Dämmerung und des Umbruchs erkennen. Diese Beschreibungen setzen das Bild einer unruhigen, fast traumähnlichen Welt in Gang.
Die darauffolgenden Wörter „Nebel streichen / Schauer / Starren Frösteln“ und das wiederholte „Frösteln“ vermitteln das Gefühl von Kälte, Angst und Entfremdung. Der „Nebel“ nimmt die Sicht und das „Schauer“-Gefühl durchzieht die Atmosphäre, als wäre die Wahrnehmung getrübt und unscharf. Diese Sinneseindrücke legen nahe, dass der Sprecher sich in einem Zustand der Unsicherheit oder gar der Verwirrung befindet. Der Ausdruck „Streicheln“ könnte als ein schmerzliches, fast spürbares Symbol für das Überwältigende oder das Bedrohliche verstanden werden.
Das Gedicht endet mit dem schlichten „Raunen / Du!“, was wie ein Ruf, eine unerklärliche Anklage oder eine gewaltsame Beschwörung wirkt. Die Sprache wird von „Frösteln“ und „Raunen“ dominiert, was die Düsternis und die Dunkelheit verstärkt, die sich über das Gedicht legen. Die Aufforderung „Du!“ ist ein einzelner, kraftvoller, aber zugleich rätselhafter Befehl, der das Gedicht abrupt und intensiv abschließt. In seiner Prägnanz und seinem expressiven Charakter lässt Stramm die Frage offen, wer oder was angesprochen wird, und verstärkt so die unheimliche, verstörende Wirkung des Textes.
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