Der Vogel
Du bist vom Wind erlöste Ackerkrume,
du bist ein Kind von Fisch und Blume.
Aus allem aufgehoben,
bist du der Wunsch der Seele,
dass sie im tollsten Toben
sich nicht mehr quäle.
Du bist vom Stern geboren
in einer großen Nacht.
Pan hat sein Herz verloren
und dich daraus gemacht!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Vogel“ von Wolfgang Borchert stellt den Vogel als Symbol einer überirdischen Freiheit und Unschuld dar. Die ersten beiden Zeilen, „Du bist vom Wind erlöste Ackerkrume, / du bist ein Kind von Fisch und Blume“, beschreiben den Vogel als ein Geschöpf, das aus der Natur und ihren verschiedenen Elementen hervorgeht. Diese Beschreibung betont die Verbindung des Vogels zur Erde, zur Luft und zum Wasser, was seine universelle Herkunft und seine tiefe Verankerung in der Welt der Natur widerspiegelt. Der Vogel wird als etwas Ursprüngliches und Reines dargestellt, das sowohl der Erde als auch den himmlischen Kräften entspringt.
Die folgende Passage, „Aus allem aufgehoben, / bist du der Wunsch der Seele, / dass sie im tollsten Toben / sich nicht mehr quäle“, lässt den Vogel zu einem Symbol für den menschlichen Wunsch nach Freiheit und Erlösung werden. Der „Wunsch der Seele“ impliziert eine tiefe Sehnsucht nach Befreiung von den inneren Kämpfen und Qualen, die den Menschen plagen. Der Vogel repräsentiert eine Art von Unbeschwertheit und die Möglichkeit, der Zerrissenheit und dem Leid des Lebens zu entkommen. Das „tollste Toben“ weist darauf hin, dass diese Sehnsucht nach Freiheit auch ein Ausdruck von Verwirrung und Chaos sein kann.
In der letzten Strophe wird der Vogel als „vom Stern geboren“ beschrieben, was seine Herkunft aus einer „großen Nacht“ symbolisiert – eine Metapher für das Unbekannte, das Mysterium der Welt und des Lebens. Die Erwähnung von „Pan“, der „sein Herz verloren“ hat, verstärkt das mythologische und mystische Bild des Vogels. Pan, der Gott der Natur und der wilden Instinkte, verliert sein Herz und erschafft aus diesem Verlust den Vogel – ein Wesen, das sowohl Freiheit als auch den Verlust von etwas Wichtigem verkörpert. Der Vogel wird hier als eine Art Schöpfung aus den tiefsten, unergründlichen Teilen der Welt dargestellt, was ihm eine göttliche und existenzielle Bedeutung verleiht.
Insgesamt zeigt Borchert in „Der Vogel“ den Vogel als ein Symbol der Sehnsucht nach Freiheit, der Rückkehr zur Natur und der Befreiung von den Qualen des Lebens. Er wird als ein mystisches und tiefgründiges Wesen präsentiert, das die verborgenen Wünsche und Hoffnungen der Seele widerspiegelt. Das Gedicht vermittelt eine tiefe, poetische Verbindung zwischen dem menschlichen Inneren und der weiten, unbekannten Welt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.