Droben schmettert ein greller Stein
Nacht grant Glas
Die Zeiten stehn
Ich
Steine.
Weit
Glast
Du!

Aus dem Grabe
- Emotionen & Gefühle
- Frieden
- Gegenwart
Droben schmettert ein greller Stein
Nacht grant Glas
Die Zeiten stehn
Ich
Steine.
Weit
Glast
Du!
Das Gedicht „Verzweifelt“ von August Stramm vermittelt auf sehr knappe und drastische Weise ein Gefühl der Ohnmacht und des existenziellen Schmerzes. Die erste Zeile, „Droben schmettert ein greller Stein“, erzeugt sofort ein Bild von etwas Heftigem und Unaufhaltsamem, das aus der Höhe herabfällt – ein greller Stein als Symbol für einen plötzlichen, vielleicht sogar erschütternden Vorfall, der mit Gewalt und Chaos verbunden ist. Das Wort „schmettert“ verstärkt die Vorstellung von einem brutalen Aufprall, der die Stille oder das Gleichgewicht zerreißt.
„Nacht grant Glas“ in der zweiten Zeile könnte auf die Schärfe und Dunkelheit der Situation hinweisen. „Grant“ bedeutet „Zorn“ oder „Rage“, und „Glas“ könnte auf Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit hinweisen. Die Nacht als Zeit der Dunkelheit wird mit einer gewaltsamen Energie (Zorn) verbunden, und das Glas symbolisiert die zerbrechliche Hülle, die in dieser Situation leicht zu brechen ist. Diese Passage spricht von einer Welt, die von Gewalt und Verzweiflung geprägt ist, in der alles, was einst stabil war, nun in Gefahr zu zerbrechen droht.
„Die Zeiten stehn / Ich / Steine.“ Die Zeile „Die Zeiten stehn“ wirkt wie eine Momentaufnahme, ein Gefühl des Stillstands oder der Unbeweglichkeit, das die Zeit wie eingefroren erscheinen lässt. Doch das „Ich“ in der nächsten Zeile stellt eine Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und den „Steinen“ her, was auf ein Gefühl der Härte und der Unbeweglichkeit des Subjekts hinweist. Es ist, als ob das lyrische Ich in der Situation gefangen ist und nicht in der Lage ist, sich von der lähmenden Verzweiflung zu befreien.
„Weit / Glast / Du!“ – Diese letzten Worte wirken abgehackt und fragmentiert, was den Eindruck von Zerstreuung und Verwirrung verstärkt. „Weit“ könnte auf eine Distanz oder Entfremdung hinweisen, „Glast“ könnte wiederum auf Zerbrechlichkeit und Klarheit hindeuten, und „Du!“ steht wie ein letztes, vergebliches Aufbäumen oder eine verzweifelte Ansprache. Es könnte sich um ein verzweifeltes Rufen nach einer anderen Person handeln, die in dieser ausweglosen Situation jedoch nicht erreichbar ist.
Insgesamt zeichnet Stramm in diesem Gedicht ein Bild von Verzweiflung, Zerrissenheit und existenzieller Stillstand. Die karge, fast fragmentierte Sprache verstärkt das Gefühl der Verlorenheit und das Fehlen von Hoffnung, was dem Gedicht eine tiefe und quälende Intensität verleiht.
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